Obama, baby

Okay, Amerika: Zusammenreißen. Diesmal will ich kein Wahlchaos, keine Überraschungen und BITTE nicht wieder so nen Scheiß wie letztes und vorletztes Mal. Geht das?

Und dann fährst du den Karren wieder aus dem Dreck. Ok? Sonst muss ich ungemütlich werden. Also: Ab jetzt wieder etwas mehr Hirn bitte. SO geht das nämlich nicht.

David Foster Wallace: Infinite Jest

 Nach all dem Pop und Trash mal wieder etwas Ernsthafteres, allerdings nur ein bisschen. David Foster Wallace, der als das große Nachwuchstalent der US-Literatur galt, hat mit dem 1000-Seiten-Wälzer "Infinte Jest" 1996 einen Instant-Kultklassiker geschrieben, der in den USA sogar zum Bestseller avancierte. Das ist einerseits überraschend, da der fette Ziegel nicht unbedingt leichte Thrillerkost à la Micheal Crichton ist, sondern eher in die Richtung Pynchon & Co tendiert, andererseits zeigt es aber, worauf es der US-Literatur auch ankommt: "Infinite Jest" ist feinste Unterhaltung, zum Teil hysterisch komisch, abwechslungsreich und an jeder Ecke überraschend. Das bestätigt meine These, dass in fremdsprachigen Literaturen der Unterhaltungswert eines Buches nicht wie im Deutschen automatisch indirekt proportional zur Qualität stehen muss.

"Infinite Jest" ist eine Tragikomödie, aus 100 verschiedenen Blickpunkten geschrieben. Im Mittelpunkt der fragmentierten Erzählweise stehen Hal Incandenza, das Alter Ego des Autors, sowie dessen Familie, im Vergleich mit denen die Royal Tennenbaums wie spießige Vorortbewohner wirken. Der Teenager Hal ist - wie es Wallace ebenso war - ein aufstrebender Jugend-Tennisprofi, der an der von seinem Vater gegründeten Tennisakademie für den Profisport ausgebildet werden soll. Doch das ist nur einer der vielen Handlungsstränge, daneben spielen kanadische Terroristen im Rollstuhl, eine Entzugsklinik, Hals Geschwister und unterschiedlichste andere Figuren eine Rolle.

Wie es bei den Amerikanern oft so ist, kann die mäandernde Haupthandlung nicht einfach nacherzählt werden, vor allem, da Wallace erst nach und nach die absurde Welt seines Romans enthüllt. Es ist ein bizarr um einen Millimeter verschobenes Amerika einer alternativen nahen Zukunft, in dem sich das Amerika der Neunzigerjahre nur gebrochen widerspiegelt. "Infinite Jest" schaftt das Kunststück, an der schmalen Klippe zwischen Irrsinn und Ernsthaftigkeit zu balancieren, liefert Erschütterndes mit Pointen zum Zerkugeln, Wahnwitziges mit bitteren Pointen und tiefste Abgründe mit lebensbejahender Absurdität. Es ist fast eine ironische Wendung, dass Wallace, der in "Infinite Jest" viele seiner Figuren um den Selbstmord kreisen lässt, im Herbst 2008 selbst seinem Leben ein Ende setzte.

Trotzdem - oder deshalb - ist "Infinite Jest" ein Lesevergnügen, das unterhält, verwirrt, zum Lachen und zum Nachdenken bringt, eine sich selbst auf die Schippe nehmende Meditation über Sport, das Leben, den Tod, Unterhaltung, Abhängigkeit und die westliche Welt. Ein Buch, bei dessen Lektüre man lacht auflacht, um im nächsten Kapitel erschüttert zurückzubleiben. Schade, dass dieses außergewöhnliche Werk, das erst im nächsten Jahr auf Deutsch veröffentlicht wird, das Einzige seiner Art bleiben wrd. Thomas Pynchon würde solche Bücher schreiben, wenn er etwas proletarischer, etwas bekiffter und ein Surfhippie wäre. 

tamtam gaming: Zombies voraus! Left4Dead-Opening

Ab 6. November kann man als Vorbesteller auf Steam Left4Dead anspielen, ab 20. November gibts das Ding dann regulär zum Kauf. Wer's noch nicht weiß: In Left4Dead spielt man online im Koop-Modus zu viert gegen eine Unzahl an apart zombifizierten Computergegnern und gegen vier menschliche Mitspieler als spezielle Ober-Zombies - erweitertes Deathmatch, sozusagen. DAS werden heiße Gemeinschaftserlebnisse. Team tamtam, anyone? Na egal, ich werds ja wohl ohnehin erst im Januar so richtig antesten.

Denn besonders in Zeiten wirtschaftlicher und spiritueller Krisen ist es von großer Bedeutung, das Gemeinsame zu feiern und das Verbindende hervorzustreichen. Also in diesem Fall: Atmung. Die, Zombie Scum!

Green Porno

 

Schweinkram von Isabella Rossellini, für den Sundance Channel im handlichen Handyfilmformat gehalten, jeweils zwei Minuten lang und sehr, sehr, ähm, komisch. Und lehrreich. Und irgendwie auf ekelhafte Art und Weise faszinierend. Mehr Green Porno gibt's hier - acht Stück insgesamt. Iiiih, Fliegensex.

Irony

Das ist einfach zu gut. Auf dem Bild ist zu sehen, wie gläubige US-Christen an der Wall Street für den Finanzmarkt beten. Und zwar rund um den Wall-Street-Bullen.

Erinnert das jemanden an etwas? Naja, irgendwie passend.  Herr, lass Hirn vom Himmel fallen!

tamtam presents: 3/30 years P A R T Y

Official! PARTY time!


7.11.2008, Gürtelbogen 97


 Start: 21h

Lineup:- bitte KLICKEN!

codename schabanaga

frau moriz & die risa

Effect

olaf & schlommo

EDIT: schlommo hat traurigerweise abgesagt. :-( wir werden die bude trotzdem rocken!

visuals: synapsick 

Gude Laune, Alder!!

Schwarzer Montag: Der apokalyptische Reiter I

 Angesichts solcher Meldungen, die dann mit solchen Meldungen zur "Beruhigung" konterkariert werden, scheint es angebracht, schon jetzt mit praktischen Tipps für die Zukunft vorzusorgen.

Diesmal: Meerschweinchenzucht. Schon die alten Mayas hielten sich die freundlichen Nager aus lukullischen Gründen, und die Vermehrungsrate verspricht feste Nahrung für Großstadtbewohner auch in der wildesten Wirtschaftskrise. Wenn man seinen Parkettboden rausreißt, kann man in den meisten Altbauten übrigens famose Gemüsebeete für flachwurzelnde Feldfrüchte wie Hirse o.Ä. anlegen, um die kleinen Fressmaschinen zu ernähren. (Mit dem rausgerissenen Parkett als Feuerholz aber bitte kein Essen zubereiten, die Lacke zerstören das sanfte Aroma der saftigen Nager!) Wer Angorameerschweinchen aussucht, kann sich mit einem handelsüblichen BIC-Rasierer überdies eine bescheidene Quelle für Textilien sichern.

Hier gibt's schon mal famose Rezepte, es spricht allerdings prinzipiell nichts gegen Gutösterreichisches etwa in Form von Meerschweinsbratl, Meerschweinshax'n oder den Klassiker: Wiener Meerschweinchenschnitzel - sofern man Eier und Brösel zum Paieren auftreiben kann. 

MZK#001 RELEASE PARTY - 29.10 - FLUC

MZK#001 RELEASE DATE:  October 29th, 2008

Werte Tamtam-Community!

Letzten Monat feierten wir den ersten Geburtstag von Klub Moozak - die Zeit ist schnell verflogen, und hat uns bald gezeigt, in welche Richtung es weitergehen soll: die Geburt von

MOOZAK - ein neues Label für experimentelle Musik

Übermorgen Mittwoch, 29.10. wird unser erster Release, MZK#001 das Tages (oder Nacht)licht erblicken. Ab diesem Zeitpunkt wird MZK#001 auch über unser Onlineportal moozak.org zu bestellen sein. Am Abend der Erscheinungsfeier (bzw. bei allen zukünftigen Ausgaben von Klub Moozak) wird die gute Silberscheibe zum Spezialpreis von 10 Euro zu erwerben sein. Da ich tamtamvienna.com fast auschliesslich nur mehr für unsre Moozak-Werbeblöcke gebrauche, gilt der Preis von 10 Euro für alle TamTam-Autoren ein Leben lang (bzw. so lange noch Exemplare übrig sind). Einfach via Kommentarfunktion oder E-Mail an mich bescheid geben. Übergabe am besten dann bei der 3-Jahres-Feier.

MZK#001 zeigt als Compilation einen Querschnitt durch verschiedene Subgenres der experimentellen Musik bzw. deren Interpreten, die im Klub Moozak seit seiner Gründung im September 2007 vertreten waren!

Kommt und feiert mit uns diesen Mittwoch!!!

Für weitere Informationen zu den involvierten Künstlern am 29.10 bzw. einer Vorschau auf die Klub Moozak Ausgaben bis Jänner 2009 bitte auf weiterlesen klicken! Weiterlesen »

Empfehlung: TV on the Radio: Dear Science

 

Eigentlich überraschend, dass hier in letzter Zeit nur selten Musik vorgestellt wurde. Dann halt jetzt von mir, und das ist aus zweierlei Gründen was anderes: Erstens ist "Dear Science", das neue Album der New Yorker Band TV on the Radio meilenweit von den üblichen Verdächtigen HipHop und Electronica angesiedelt und zweitens begebe ich mich damit in den lauten Chorus aller anderen Dear-Science-Gutfinder von FM4 bis zum Falter, was ich ja aus Gründen der Redundanz und logo auch wegen meiner bekannten Tendenz zum unversöhnlich absoluten abgehoben-arroganten Elitarismus normalerweise vermeide. Naja: Nur weil's überall gelobt wird, muss es ja noch  nicht scheiße sein.

Und das ist es wahrlich nicht. Seit "Sound of Silver" von LCD Sound System für mich persönlich den Sound des Big Apple (abseits von Def Jux) wiedererweckte, hat mich keine Platte mehr so erfreut. TV on the Radio graben postmodern in der Musikgeschichte und packen Pop und Funk, Prince und Peter Gabriel, Spoken Word und Disco, mörderische süchtig machende Hooklines und bezaubernd anachronistisch wirkende Bläserarrangements plus David Bowie und Parliament of Funk  in ein Rundumpaket, das einem die Freude an Platten wiedergibt, in denen ganz wie früher gesungen, musiziert und laut mitgefiebert werden kann.Die Single (Video oben) gibt einen netten Vorgeschmack, das Album liefert allerdings noch viel mehr Abwechslung und frischen Wind in einem Pop-Universum, das damit kurzfristig gerettet erscheint.

Das beste Gegengift zur einsetzenden Herbstdepression, bunt wie ein Paradiesvogel, intelligent und zum Immerwiederhören. Ein zukünftiger Klassiker, auch wenn's so wohl eh alle sagen. Empfehlung - auch für jene, die sonst bei Pop die Schultern zucken und lieber im Untergrund rumwühlen.

Neulich im Internet: KP Liessmann zur Studiengebührendebatte

 Anlässlich dieses Interviews mit KP Liessmann: 

Ich steh dazu: Ich hab lang studiert. Und gewechselt. Und nicht wie ein Wahnsinniger nur auf die Effizienz geachtet, sondern mich von meiner Neugier, meinen Interessen und Neigungen leiten lassen. Damals gab's noch keine Studiengebühren, aber ich hatte auch das Glück, von zuhause unterstützt zu werden.

Die neue Debatte über die Studiengebühren in abgewandelter Form als ECTS-Gebühren (man zahlt pro belegtem Kurs) entspringt derselben kurzsichtigen Wirtschaftsdenkweise, die postuliert, eine FH wäre deshalb besser als die Unis, weil dabei nach weniger Zeitaufwand perfekt an den Wirtschaftskreislauf angepasste Zahnrädchen rauskämen, die sofort verwertbar sind. Das ist, nobel ausgedrückt, ein Holler. Eine wissenschaftliche Ausbildung, - und das geht in der Diskussion unter: ein Studium ist eine wissenschaftliche Ausbildung - ist mehr als nur das Auswendiglernen und Wiedergeben einer festgesetzten Anzahl von bekannten Fakten.

Es soll außerdem die Werkzeuge lehren, neues Wissen generieren zu können, nicht nur altes Wissen zu beherrschen. Sowohl an den FHs als auch in den neuen Bak-Studien als auch durch das vorgeschlagene ECTS-System wird Derartiges bestraft. Belohnt wird, wer stur heil geradeaus im Minimum an Zeit und Aufwand das Nötigste abspult. Dadurch werden die Studenten zu stupiden Lernautomaten degradiert, die nie und nimmer die Befähigung erhalten, neues Wissen aus dem Gelernten zu generieren - außer sie bemühen sich durch eigenen Mehraufwand an Zeit, Geld und Einsatz, sich das anzueignen. Dafür werden sie schon seit längerem bestraft - und es wird öffentlich der EIndruck erweckt, derartige "Bummelstudenten" würden ihr STudium nicht ernst nehmen und kurzfristige Effizienz wäre das Nonplusultra.

Braucht eine Wirtschaft Fachtrotteln? Wahrscheinlich. Aber sie bräuchte auch andere, die außerhalb ihres Gebiets denken können. Fachleute, die sich ihrem Gebiet auch aus ungewöhnlichen Richtungen annähern können. Experten, die außerhalb des (auch universitären) Schubladensystems interdisziplinär denken und vernetzen können. Die wird man wohl in Zukunft weder auf der Uni noch in den FHs dazu ermutigen, mehr als das absolute Minimum zu lernen. Hauptsache, die Akademikerquote steigt. Die Verdoofung schreitet voran!