Genau heute endet die Begutachtungsfrist für die Novelle zum neuen Sicherheitspolizeigesetz zur Terrorbekämpfung. Während Deutschland vom Staatstrojanerskandal erschüttert wird, bauen Österreichs Law-and-Order-Hardliner unbeeindruckt von Einwänden und Kritik weiter an der elektronischen Überwachung. Tu felix Austria? Scheinbar lernen unsere Politiker eher ungern vom großen Bruder - dann schon lieber selber Big Brother sein. Weiterlesen »
Sooo genau muss man's bekanntlich in den Medien mit der Realität nicht nehmen, weil eh schon wissen: wenn's im TV kommt, ist's quasi sowieso schon die Wahrheit. Der britische Privatsender ITV hat sich allerdings aber kürzlich doch ein bisschen zu viel aufs Recherchieren im Internet verlassen und präsentiert in einer Doku über Gaddafi Videomaterial, das eher, hm, naja, nicht real ist.
Was hier nämlich mit "IRA footage 1988" betitelt ist, stammt nicht unbedingt aus der Realität, sondern vielmehr aus dem Military-Shooter "Armed Assault II", einem strategischen Computerspiel. Weia. Für österreichische Verhältnisse schlage ich deshalb vor, in Zukunft Parlamentsdebatten mit Bildmaterial von hier zu unterlegen. Fällt eh keinem auf.
Hoffentlich kommt aber unsere Law&Order-Partie nicht darauf, mit Beweismaterial von hier die Terrorismusgesetzgebung noch mehr zu verschärfen. Möglich wärs!
Das Tumblr-Blog "ich bin kein Rassist, aber ..." verfolgt ein aufklärerisches Ziel: Die Argumentationen jener zahlreichen Zeitgenossen zu sammeln, die sich öffentlich im Web rassistisch äußern, diese Ansichten aber durch die Voranstellung einer treuherzigen Realitätsverleugnung relativieren."Dieser Satz nimmt selten ein gutes Ende. Was "keine Rassisten" und "keine Nazis" auf Facebook und Twitter sagen."
Besonders auf Facebook bricht ja das bislang gnädig in Wirtshausdunst gehüllte dumpfe Brüten der wirtschaftlich, moralisch, geistig und auch sonst zu kurz Gekommenen ins grelle Licht der Öffentlichkeit und blinzelt naiv-gutgläubig einer eigentlich zu wenig fassungslosen Restbevölkerung ins Gesicht - man ist halt nicht so ganz unter sich wie auf diversen Verbindungsbuden oder in diversen blauen Bierzelten.Da kanns vermutlich nicht schaden, mit dem treuherzigen "Ich bin ja kein ..." quasi talismanartig gleich mal die Augen der bösen Gutmenschensittenpolizei abzuwenden. Ein Disclaimer, sozusagen. Weiterlesen »
Lesestoff für den Wochenstart: DIe indische Schriftstellerin Arundhati Roy im ZEIT-Interview über Auswege aus der Sinn-, Politik- und Kapitalismuskrise. Eine kluge Frau.
Snip:
Das Moralisieren ist sinnlos. Wozu soll ich die Leute davon überzeugen, nicht zu shoppen? Die westliche Welt wird sich doch erst verändern, wenn diejenigen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, diese Veränderung erzwingen. ... Es geht nicht darum, Wohlstand zu opfern und dann unglücklich zu sein. Es geht darum, sich diesen Wohlstand gar nicht erst zu wünschen.
Schade um das viele Papier, das dieser Tage verkaufsfördernd mit diversen 911-Mythen gefüllt wird. Statt weiteren Wortspenden meinerseitsnur ein Link zur fabelhaften Adam-Curtis-Dokumentation "The Power of Nightmares", die sich fundiert wie wenig andere Dokus mit den politischen Akteuren beschäftigt: den amerikanischen Neo-Cons und den Vertretern des politischen Islam, in der Presse meist unreflektiert als al-Kaida getrademarkt.
Adam Curtis kennen wir von hier , die Doku aus dem Jahr 2004 hat in ihrem großen historischen Hintergrund aber seitdem keine Aktualität verloren, auch wenn die Londoner Anschläge erst ein Jahr später stattfanden - bei denen war der mediale Verweis auf die mythische Superbösewichterorganisation al-Kaida ähnlich stichhaltig wie beim Rest der von Curtis zitierten Anschläge. Weiterlesen »
Der Global Peace Index (GPI) ist die weltweit bedeutendste Bemessungsgrundlage für den Frieden in globalem Maßstab. 2007 wurde der Index erstmals veröffentlicht. Zur Erfassung der Friedfertigkeit der einzelnen Länder werden 23 Faktoren herangezogen, neben Kriegs- Militär- und Terroraspekte auch Merkmale wie "Höhe des Misstrauens in Mitbürger", "Wahrscheinlichkeit von gewalttätigen Demonstrationen" oder "Zahl der inhaftierten Personen". Results & Rankings hier .
Die neulich vorgestellte, höchst empfehlenswerte BBC-Dokureihe "All Watched Over By Machines of Loving Grace" von Adam Curtis war der Quasi-Nachfolger zum vorliegenden Vierteiler von denselben Machern. In "The Century of the Self" wird wieder Faszinierendes und Essentielles aufgedröselt:
"This series is about how those in power have used Freud's theories to try and control the dangerous crowd in an age of mass democracy. ... The Century of the Self asks deeper questions about the roots and methods of modern consumerism, representative democracy, commodification and its implications.
Immer öfter kommt mir der Aufruf zur Faulheit bzw. der Mut zum Müßiggang unter. Beziehungsarbeit, Reproduktionsarbeit, Erwerbsarbeit, Kulturarbeit, FreizeitSTRESS - um es simpel auszudrücken: Alles wird heutzutage mit Arbeit gleichgesetzt. Ein Interview mit Johanna Riegler im derstandard führt an das Thema heran, wie auch die letzte Kreuz und Quer Sendung. In Kombination mit der Grundsicherung, bei der dann ALLE abgesichert wären, würde eine Freiheit entstehen, wo wir von den Fesseln der Gesellschaftssklaverei befreit sind, um uns dem widmen zu können, was uns wirklich glücklich macht.
Los gehts! Nach acht Monaten ohne TV, aber dafür mit viel Anschauungsmaterial, kommt das hier gerade recht. Adam Curtis, britischer BBC-Dokumentarfilmer, legt mit seiner Miniserie "All Watched Over By Machnes Of Loving Grace" ein unverzichtbares Stück Welterklärung vor.
Snip: "The underlying argument is that people have given up a dynamic political model of the world -- the dream of changing things for the better -- for a static machine ideology that says everyone is a component in a system, and that the aim is to manage these systems and keep them stable."
Die nach allen Regeln der modernen Doku-Kunst unterhaltsam produzierten Episoden mit hinreißend pointierter Musik haben nichts weniger zum Thema als das Schlamassel, in dem sich die Welt befindet. In der ersten Episode, "Love and Power", findet der Filmer brillant überraschende Verknüpfungen zwischen amerikanischer Science-Fiction-Philosophie der Fünfzigerjahre, Silicon Valley, Monica Lewinsky und den Wirtschaftskrisen der vergangenen 15 Jahre - und ja, diese Themen haben durchaus ganz konkret miteinander zu tun. Extrem spannend, augenöffnend und vor allem einee dringend nötige Immunisierung gegen das, was überall auf der Welt den jeweils das Sagen Habenden am liebsten wäre: dass die Augen der Öffentlichkeit geschlossen bleiben.
Absolute Empfehlung für jeden - derartige Kost sollte überall auf der Welt im Hauptabendprogramm laufen. Weiterlesen »