Tool- und A Perfect Circle-Nebenprojekt Puscifer stampfen uns in die neue Woche. Und die Sonne scheint. Möge die Samstags-Berauschung der Auftakt zum Frühling gewesen sein!
Montag! Da muss ich gleich mal Psychohygiene ansetzen und mich vorsichtig meinem Gitarrentrauma nähern. Als Zeichen des guten Willens verfalle ich regelmäßig dem obskuren Gitarrenschrummeln bezaubernd unbekannter Singer-Songwriter. Das Video ist auch schön. Hach.
Piratebay-Gründer brokep hat mit flattr.com viel vor: Ein sinnvolles System für Micropayments für Content im Netz, mit variablen Beiträgen. Das Funktionieren hängt aber wohl erstens von der Bereitschaft ab, überhaupt etwas zu zahlen, und zweitens von der Vertrauenswürdigkeit des Services, an den man immerhin jeden Monat Geld überweist. Spannend, auf jeden Fall, auch wenn der Erfolg im jetzigen Moment etwas fragwürdig erscheint.
Montag!
Kurz letzte Woche in der Shoutbox geteasert, jetzt mit Backgroundinfo: Nach diesem BoingBoing-Artikel von Xeni Jardin letzte Woche kennen geschätzte Millionen weltweit "Die Antwoord", ein südafrikanisches Rap-Rave-Projekt mit Bizarro-Faktor. Das Video trägt ordentlich Cunningham-Style dazu bei, aber die Leute selber sind ja auch ganz schön schräg: "MC Ninja" ist ein skurriles Kerlchen, und Yo-Landi Vi$$er verwirrt als vulgäre Albinoelfe auch nicht schlecht. Im offiziellen Video zu "Enter the Ninja" ist außerdem ein MC mit Progerie am Start.
Die Frage, die sich aufdrängt: Was ist da los? Sind das also echt, wie die Website behauptet, die HipHop-White-Trash-Hillbillies aus Afrikas Süden? Wohl nicht ganz, denn auch wenn die Bande bei Liveauftritten und im Taxi recht ordentlich abgeht, hat MC Ninja samt Yolandi ein "Vorleben" als "Max Normal" , ein im Vergleich zu Die Antwoord ziemlich intellektueller HipHop-Diskurs-Act - wer den Holzwilden Ninja samt Yolandi mit Anzug (und ohne Tattoos!) beim Provozieren ohne Proll-Schmäh zusehen will, findet auf YouTube fantastischen Nachschub .
Es liegt also nahe, dass Die Antwoord eine Konzeptband ist, bei der das künstliche Image letztlich (mindestens) so interessant ist wie die Musik, die sich, wenn man den Interviews Glauben schenkt, am Style des Sounds in den Jo'burger Taxis orientiert. Internet made the Cab-Radio-Star - mir gefällt das Ganze in seiner Mischung aus 2Unlimited-Beats und Bizarr-Rap mit Exotenbonus ja außerordentlich gut, und sei's nur deshalb, weil man sich beim Ansehen unweigerlich in die Zukunft versetzt fühlt, mit futuristischen Zutaten à la William Gibson im Jahr 1989. Aber naja, ich hab mich ja auch H.GichT blendend unterhalten. ;-) Die Antwoord im 1bm - ja bitte. Ich befürchte aber, dass aufgrund des momentanen Internet-Ruhms die Location fast etwas zu klein sein würde. Und ganz schön wild sind sie dann wohl sicher auch, die Zefs.
Das im März erscheinende Debütalbum "$O$" gibts auf der offiziellen Homepage als Ganzes als Backgroundmusik zur Seite oder hier als Stream zum Anhören.
Dan Gaud hat wohl noch einiges vor, denn sein Kurzfilm "Leap" zieht als Visitenkarte alle Register.
Schöne neue Welt: Wer heutzutage geniale (Film-)Ideen hat, kann sich mit einem Showcase im Netz das Abklappern der Produktionsstudios ersparen. Wie im Fall des uruguayanischen Filmteams um Fede Alvarez: Seine Miniatur "Ataque de Panico!" machte im Netz so viel Wirbel, dass Hollywood auf den Exoten aufmerksam wurde. MOAR!
Montag! Oaschpartie. Ein Fund für zwei Zielgruppen, und deren minimale Schnittmenge: Singer/Songwriter-Freunde erfreuen sich an Henrik Josés aka Bliss' wunderbar melancholischer Miniatur "Blunderbuss", und die Freunde programmiertechnischer Finessen staunen ob der unglaublichen Grazie, mit der die Demoszenelegenden von Fairlight das Video produziert haben.
Denn was wir hier (am besten in HD!) sehen, ist kein vorgerendertes Video, sondern ein lediglich 9 MB großes Demo (inklusive Musik!), in dem alle Effekte in Echtzeit aus dem Code generiert werden. Wer's selbst ausprobieren will, hier gibts das Ganze zum Download, und in diesem Artikel werden weitere Großtaten der Demoszene vorgestellt, hier Teil zwei.
Es gibt ja mehrere Gründe, nicht zum Bundesheer zu gehen. Klar, keine Menschen umbringen zu müssen, gehört dazu, aber hauptsächlich mag man sich abgestoßen fühlen von der unglaublichen Dumpfheit, von der nur schwer verkraftbaren Stupidität, von der ziemlich unpackbaren Dämlichkeit eines Systems, das aus bedingungslosem Gehorsam gegenüber fragwürdigen Vorgesetzten, männerbündlerischer Alkoholschmähführerschaft und pseudotesterongeschwängerter Maschinen- und Waffenfaszination besteht.
Wie schlimm unser Bundesheer offenbar an dieser Kluft zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung laboriert, lässt sich im in den letzten Tagen durch die Medien gegangenen Werbespot des Bundesheers ermessen. Wer dieses Machwerk gesehen hat, das nach Protesten von Zeitgenossen mit halbwegs intakter Gehirnsauerstoffversorgung von der Startseite des Buundesheers entfernt werden musste, muss sich mit einer schwungvollen Mischung aus Fassungslosigkeit, Schockiertheit und Fremdschämen fragen, welche Geistesgrößen für die Produktion derartiger Propaganda zuständig sind und wo man einen derartigen Haufen Unsympathler wie im Clip während des Jahres lagert - in eigenen Hochgefahrlagerstellen für biogefährliche Substanzen, ist zu hoffen.
Achtung, Blutdruck: Im Unterschied zum restlichen Gehirnweichspüler namens Werbung finanzieren sich die für dieses Marketingprachtstück verantwortlichen Herren (ich denk mal, es waren Herren ...) leider aber nicht dadurch, dass man das beworbene Produkt dann tatsächlich kauft, sondern durch den Steuerzahler. Jawohl, ich habs bezahlt, und Leute, niemals sah die Option, einen Hunderter einfach ins Klo zu werfen und die Spülung zu drücken so bestechend aus wie im direkten Vergleich zu diesem Spot. Obwohl: Wie der fesche Panzerjunge beim Absteigen lasziv über sein stählernes Rohr streichelt: Respekt, Jungs, ihr habt die unterschwellige Werbung echt voll drauf.
Die österreichische Kabarettszene hats schwer, mit den Realsatirikern von der PR-Abteilung des Bundesheers zu konkurrieren. Die Chefs der Heeres-Marketingkampagne mit dem hübschen, an Schlaganfallvokabular gemahnenden Kürzel "Heer4U " (genial!) ergriff angesichts humorfreier Feindbewegungen die Flucht nach vorn und behauptete, der Clip sei "so deppert, dass er schon wieder genial sei".
Dieses altbekannte Pseudoargument zur Rechtfertigung peinlicher Geschmacksblößen trifft allerdings nur dann zu, wenn man sich gewohnheitsmäßig um neun Uhr morgens mit harten Alkoholika die letzten Synapsen desinfizieren muss. Für alle anderen: so schlecht, dass es eigentlich sonst gar keine Adjektive mehr erträgt. Aufsitzen! Motor anlassen! Rühren!