Unzufrieden mit dem politischen System Österreichs zu sein, geht oft nicht über die hier so beliebte Ois-Oasch-Lamentation hinaus. Umso erfrischender, dass sich selten, aber endlich doch einige Mitmenschen aufraffen, der fetten rechten Hälfte - vom Rand kann man in Krone-Land nicht mehr sprechen - eine linke Alternative entgegenzustellen.
Die halb ironisch benannte Gruppierung Superlinke besteht momentan aus unter hundert Unterzeichnerinnen eines Aufrufs, in dem etwa folgende Worte zu finden sind:
"Eine Herangehensweise, in der Veränderungen nur durch vorherige
Machtergreifung und -ausübung denkbar sind, lehnen wir genauso ab wie
eine zynische Distanzierung vom politischen Handgemenge unter Betonung
der reinen Lehre und der moralischen Überlegenheit.
Die Befreiung von Unterdrückungs- und Herrschaftsverhältnissen kann
unseres Erachtens nach aber nicht allein Ziel unseres Handelns sein,
sondern muss im umfassenden solidarischen Umgang miteinander ihren
Ausdruck finden. Die Überwindung herrschender Geschlechterverhältnisse,
rassistischer Zuschreibungen und des Kapitalverhältnisses – also die
Perspektive eines guten Lebens für alle – bedarf vor allem und ganz
konkret des Eingreifens in Politik, Ökonomie, Medien, Kultur und
Alltag. Es geht uns also um „Kritik im Handgemenge“ und um das
Produzieren und Vertiefen gesellschaftlicher Brüche. Es geht uns um
den Aufbau von Formen nachkapitalistischer Vergesellschaftung wie um
das Eingreifen in existierende Bewegungen zur Überwindung von
Ausbeutung und Herrschaft – in allen Lebensbereichen!"
Einen innigen Wunsch hätte ich an die sympathischen Aktivisten: Sie mögen doch bitte, bitte, bitte die digitale Dimension der Gesellschaft im Jahr 2010 anerkennen und ihre Vernetzung nicht nur in verrauchten basisdemokratischen Hinterzimmern, sondern auch auf Facebook, in Blogs und in der hierzulande brachliegenden Netzpolitik suchen und finden. Eine Kooperation mit den Organisatoren von #uni brennt und deren Vorzeigemodell digitaler Basisdemokratie wäre das Wichtigste; der jetzige, minimalistische Internetauftritt der Superlinken weist leider noch nicht in diese Richtung.
Am 15.3. findet übrigens um 19 Uhr ein Gesamtplenum im Amerlinghaus statt, zu dem auch Interessierte eingeladen sind. Vielleicht sollte man sich das ansehen.