Zu Hülf! Das Abendland geht unter! Digitale Barbarei! Mal ehrlich: Wenn man den großen Verlagshäusern in den letzten Monaten zuhört, bekommt man den Eindruck, dass die letzten Tage der Menschheit angebrochen sind. Um den "Qualitätsjournalismus", so lautet das Schlagwort, und um dessen angebliches Ende durch diese verdammte neumoderne Erfindung, das Internet, geht es vielen Journalisten, Herausgebern und sonstigen Berufswichtigmachern. Just gestern veröffentlichte nun in Hamburg ein Konsortium von großen Verlagen eine Resolution, in der die Politik aufgefordert wird, gefälligst das eigene Geschäftsmodell in Stein zu meißeln und gegen die Barbarei 2.0 zu verteidigen. Jawohl, just jene Politik, deren Vertreter in vielen Fällen einen Browser für einen Duschkopf halten und jedem IT-Affinen mal handfeste Pädokriminalität unterstellen. Eine Allianz der noblen Wilden, sozusagen, hier für alle mal verständlich erläutert..
Die Argumente erinnern an den Todeskampf der Musikindustrie: Wer, wenn nicht die Verlagsriesen, soll für Qualität im Journalismus sorgen, wenn die Gewinnmargen wegen des bösen Internets wegbrechen? Rupert Murdoch, ein Gentleman und Menschenfreund, hat ja vor kurzem angekündigt, dass es bald Schluss sein soll mit gratis im Web. Na, wenn er's sagt.
Vielleicht liegt das Problem der würgenden Verlagsriesen ja aber auch doch eher darin, dass der stets zitierte "Qualitätsjournalismus" halt nicht mehr der ist, der er angeblich mal war: Vor lauter Service-Kasterln, fleißig abgeschriebener Agenturmeldungen und der irrigen Annahme, dass die Leserschaft keine Artikel mit größerer Länge lesen will, hat man sich halt auch blöderweise genau in Konkurrenz zum Internet positioniert, das leider, leider die Vorteile hat, erstens aktueller und zweitens gratis zu sein. Würden die Verleger ihren angststarren Blick wieder darauf lenken, selbst investigative neue Stories zu bringen, kundigen Fotojournalisten genug haptischen Platz zu geben und sich eben auf die Stärken des Print zu konzentrieren, wär vermutlich der Weg frei zu den neuen, alten Tugenden eines Journalismus, für den man gern auch wieder etwas bezahlt. Zu jammern, dass doch bitte das Internet sich ändern solle, um die prekär werdende Geschäftsidee per Gesetz noch mal ein paar Jahre am Leben zu erhalten, wird wohl kaum die Anzeigenverkäufe von 1981 wieder zurückbringen. Es kann aber auch ruhig was Neues sein, denn Österreichs Medien waren auch früher schon nicht so besonders.
Print riecht schon komisch. Dem Qualitätsjournalismus wird das egal sein. Neue Ideen schaden nix.