"Derfn de des?", fragt man sich in politisch korrekten Kreisen angesichts der Ankündigung, dass Herr Helge Schneider in Dani Levys neuer Komödie den berüchtigten Mann mit Bärtchen verkörpert. "Mein Führer" heißt der Streifen, der im Januar zu uns ins Kino kommt, und die Tatsache, dass Herr Schneider in dieser Komödie tatsächlich Adolf Hitler darstellt - und das als tragisch-erbärmliche Witzfigur, irritiert einige. Wiewohl: Satire darf alles (Kurt Tucholsky). Schon während des Krieges wussten Ernst Lubitsch und Charlie Chaplin den "Führer" in ihren Filmen lächerlich zu machen und dessen Größenwahn als Wahnsinn eines kleinen bösen Mannes mit Bart zu karikieren - freilich bevor das Ausmaß dieses Wahnsinns ganz bekannt war.
Adornos Aussage, nach dem Holocaust ließe sich kein Gedicht mehr schreiben, relativiert sich langsam also auch im komischen Fach - die Monty Pythons (wie der gesamte angelsächsische Kulturkreis, aus naheliegenden Gründen) waren da ohnehin schon immer etwas früher dran mit Tabubrüchen.
Seit kurzem wagt man es auch im deutschen Sprachgebiet wieder mehr, sich über Hitler lustig zu machen. Die taz führt gar ein eigenes "Hitler-Blog" , in dem Neues aus dem Reich der Führer-Verwustung präsentiert wird.
Ein Klassiker: Gerhard Polt im Mashup mit Hitler, Walter Moers "Hitler"-Bücher (samt Bonker-Song!) und nun eben Dani Levy, der, nebenbei bemerkt, Jude ist: Eine kleine YouTube-Rundumschau.
Eine bizarre Rarität sei abschließend erwähnt: Norman Spinrad, Amerikaner, Jude und linksintellektueller Kritiker, veröffentlichte 1972 seinen SF-Roman "The Iron Dream" ("Der stählerne Traum"). "Die Rahmenhandlung seines Romans Der stählerne Traum spielt in einer alternativen Welt. Hierin hat Adolf Hitler sich nie in Deutschland politisch engagiert, sondern ist kurz nach dem 1. Weltkrieg in die USA ausgewandert. Dort wurde er ein bedeutender Science-Fiction Schiftsteller, dessen Roman Der Herr der Hakenkreuzes hoch ausgezeichnet wird. Dieser vorgebliche Roman Hitlers sowie die Besprechung dieses Romans machen den Hauptteil des Buches aus. Diese Satire auf die Qualität und Haltung von Autoren war in Deutschland jahrelang auf Grund angeblicher "Verherrlichung nationalsozialistischen Gedankenguts" durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert." (Wikipedia ) - zu Unrecht übrigens, da der Roman für jeden normalen Leser als jener Irrsinn in Fantasy-Gestalt zu erkennen ist, der in unserer weniger glücklichen Realität als größenwahnsinnige Wirklichkeit Gestalt annahm. Die Indizierung wurde übrigens später wieder aufgehoben.
Aber man weiß ja: In Deutschland hapert's eben von Amts wegen oft ein bisschen mit dem Erkennen von Ironie, Realität und Fiktion. So betrachtet ist es eh ganz gut, dass sich bisher keiner trauen durfte. In den deutschen Bundesländen, in denen die NPD regieren will, hat man offenbar noch immer Probleme mit der Vergangenheitsbewältigung - und als Österreicher, das lehren Geschichte und Gegenwart, sollte man darüber ohnehin nicht zu viel spotten - immerhin sitzen in hohen Ämtern noch genug Idioten, die am Dritten Reich wenig auszusetzen haben.
In diesem Sinne: "Ma kaun si an der eigenen Nosn fossn wenn ma so bled is wia i!" Und dann gibts ja da auch noch die Katzen, die aussehen wie Hitler . >>>> Weiterlesen »