Dinge die wir nie im Kino sehen werden:
Gut finanziert, ambitioniert und ausgefeilt, mit dem Anspruch, den Vorgänger, Citizen Kane noch zu übertrumpfen.
Darf man Orsonwellesianer glauben wäre ihm das auch gelungen - wäre Welles' Endschnitt je herausgekommen.
Die erste Schnittfassung unter Welles' Kontrolle hatte 131 Minuten, aufgrund der Missgunst des produzierenden Studios ob missratener Test Screenings (das Publikum fand den Film einfach zu niederschmetternd und wollte nach dem Bombardement Pearl Harbors und dem Eintritt in den 2. Weltkrieg lieber anderes sehen) schnitt Robert Wise den Film vollends um und lies massig Material weg, rearrangierte und drehte Szenen neu.
Am Ende kam ein lauwarmer 88-Minuten-Film heraus, anstatt einem düster-deprimierend beschriebenen Abgesang Welles'.
Das übrige Rohmaterial wurde vom Studio, RKO, vernichtet.
Das Leben geht weiter- Der letzte Propagandafilm der UFA:
Im November 1944 bekam Regisseur Wolfgang Liebenheimer den Auftrag, mit einem großen Staraufgebot "Das Leben geht weiter" zu drehen - den letzten großen Propagandafilm der UFA. Joseph Goebbels erwartete von dem Regisseur ein Durchhalteepos im Stile von "Vom Winde verweht". Der Film wurde nie zu Ende gedreht. Bis heute gilt er als verschollen, es gibt Hinweise darauf, dass das Filmmaterial in Sowjetische Archive kam und Teile der Aufnahmen für andere Projekte der neuen Besitzer verwendet wurden.
The Blockhouse:
Ein Peter Sellers-Film von 1972 über einen Trupp Soldaten im Zweiten Weltkrieg, der jahrelang in einem unterirdischen Bunkerlabyrinth gefangen ist. Kam nie heraus.
Die fehlende Anfangszene von Sunset Boulevard:
Eigentlich sollte der Film im Leichenschauhaus beginnen, mit einem Dialog zwischen den dort liegenden Leichen.
Die Schlußszene von Frau ohne Gewissen:
Schon wieder Billy Wilder, einer der neben Orson Welles besonders unter den Druck der Studios zu leiden hatte.
Der Film sollte damit enden wie Edward G. Robinson zusammenbricht, währende er dabei zusieht, wie Fred MacMurray in der Gaskammer verreckt.
Die Originalversion von Küss mich, Dummkopf:
Wilder und Sellers vereint! Der halbe Film war bereits gedreht, als Sellers einen Herzinfarkt erlitt und durch Ray Waltson ersetzt werden mußte.
The Day The Clown Cried:
Fast drei Jahrzehnte vor Roberto Benigni: Jerry Lewis´ Film über einen Clown in einem Nazi-Konzentrationslager.
Die einzige Kopie befindet sich seit 1972 in Schweden.
The Other Side Of The Wind:
Wo ist Orson Welles letzter Film geblieben? Irgendwo in einem Moskauer Bankschließfach wie´s aussieht.
Die Schlußszene von Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb:
Kubrick wollte den Film mit der grösten Tortenschlacht der Geschichte enden lassen.
Davon gibts immerhin Aufnahmefotos vom Dreh.
Und natürlich:
Salvatore Orteses Latrinendienst:
Der größte und mysteriöseste aller verschollener Filme.
thx for interest,
angoramehl
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Kommentare
sehr schön.
das ist ja beinahe wie neil gaimans bibliothek der nie geschriebenen fortsetzungen hier! vor allem im zusammenhang mit latrinendienst sollte man allerdings noch zwei filme erwähnen, die wir wohl ebenfalls nie im kino sehen werden: "The Navidson Record" und das mysteriöse "Entertainment" von james Orin Incandenza; in letzterem Fall ist das aber wahrscheinlich ganz gut so.
außerdem, weils grad passt, muss ich dann gleich hier ein kleinod an krimineller cineastik posten, oder cineastischer krimineller energie, wie man's nimmt: [url]http://freakyflicks.proboards.com/index.cgi?[/url] ist ein board für filmfeinspitze. für recherchezwecke hier der sündenpfuhl, in dem weniger gesetzestreue internetnutzer als die geehrte leser- und autorenschaft verschollenen filmjuwelen aufstellen: [url]http://thepiratebay.org/search/freakyflicks/0/99/0[/url]