Winnenden: Gewaltgeile Medien, auf dem Holzweg II

Einmal muss ich noch meinen Senf zu der Show abgeben, die die Medien anlässlich des Amoklaufs in Winnenden abziehen. Es geht mir nicht um die Verteidigung meines Hobbys, obwohl auch auf diesem Gebiet einiges an Magenkrämpfen durchzustehen war, sondern um die anscheinende Unfähigkeit der Medien, über Plattitüden hinaus die Tat oder die Welt unterhalb des "Erwachsenenlebens" überhaupt verstehen zu wollen. Die Waffen waren's, die "Killerspiele" waren's, die Eltern waren's, das Internet war's, oder, wie Alice Schwarzer in einem wirklich unfassbaren Artikel auf derstandard meinte, die Männlichkeit an sich, "im Gegensatz zur Menschlichkeit", war's. Und: Früher war alles anders.

Was auch immer lustig ist: Die Medien sind schuld, aber Moment: nicht jene Erwachsenenmedien, die nur "informieren", also treuherzig Fakten berichten, mit Fotos von Einschusslöchern, Interviews mit Traumatisierten und Experten, 3D-Rekonstruktionen von Tathergängen und dem schockierenden Handyvideo der letzten Sekunden im Leben des Amokläufers, bei dem der Kopfschuss nicht ausgestrahlt, aber garantiert irgendwo auf der eigenen Webseite unzensiert verlinkt wird. Neenee, schuld sind die gewaltverherrlichenden Medien, die in den Kinderzimmern rumliegen.

Und das war's von meiner Seite dazu. Einer der wenigen sinnvollen Texte zum Thema ist übrigens hier zu finden.