Reality Cracking: Bitte knacken SIe mit die Synapsen
Montag! Es ist ja kein Geheimnis, dass ich seit Kindestagen dem schwarzen Zauber des Hiphop verfallen bin, was regelmäßien Erklärungsbedarf zur Folge hat. Abseits aller rationalen Rechtfertigungsstrategien habe ich diesmal ein wunderbares Demonstrationsobjekt, das möglicherweise von einer anderen Seite Licht ins Dunkel bringt: Hiphop ist Zauberei.
Wenn Magie die Kunst ist, die (subjektive - gibts eine andere?) Realität durch Manipulation von Zeichensystemen zu verändern, wie etwa der geschätzte Alan Moore, selbst Magier, hier fantastisch ausführt, dann dienen Stoßgebete, Mantras, Rosenkranzbeten oder Choräle eben magischen Zwecken. Hier lässt sich auch die einfache Brücke zum Trance schlagen, denn veränderte Bewusstseinszustände gibt's erfreulicherweise ja schon nach mehreren Minuten monotonen Trommelns quasi von selbst - unsere Hirnchemie, die alte Spaßmaschine, bastelt sich bei derartiger Beschallung ihre Drogen gleich selbst zusammen.
Kommt Sprache dazu, wirds noch spannender in der grauen Masse. Einerseits kann diese den Effekt abschwächen, etwa wenn man Bushido beim Blödsabbeln über die Straßen von Kreuzberg zuhören muss; bei talentierteren Sprechern verbindet sich aber die Aussage, in kunstvolle Reime verpackt, zu einem magischen Ganzen: Skillz are power.
Folgt man einem anderen alten Forscher, William S. Burroughs, ist justament die Sprache, der "Word Virus", der unsichtbare Käfig, in dem unser Bewusstsein sich selbst eingesperrt hat, und hier geht der alte Junkie mit der spaßigen Tradition des Zen einen gemeinsamen Weg. Wie im Zen das Koan den in Worten denkenden Geist des Schülers befreien soll, kann dies, so mein heutiges Plädoyer, auch der olle Hiphop. Famoserweise gibt's dazu gleich ein perfektes Demonstrationsobjekt, das den Zuhörer bei mäßiger Konzentration an einen anderen Ort schicken dürfte: "Interior Crocodile Alligator - I drive a Chevrolet Movie Theater". In Verbindung mit dem Video, das uns einem, nun ja, maximal anderen, urtümlichen Naturzustand annähert, knacken die Synapsen, vermutlich aus Verwirrung, auf höchst originelle Art und Weise und - it's a kind of magic - verändern die Realität zumindest für eineinhalb Minuten voller WTF?!?!? durch die Manipulation von Zeichensystemen.
Historie hier bei Encyclopedia Dramatica, aber egal: Dada trifft Zen trifft Hiphop trifft Tranceinduktion. Vor allem auf der Website selbst, wo das Ganze einen nochmals die Hirnwellen kräuselnden Rahmen aufgestülpt bekommt. Für ganz Unerschrockene hier schräger Nachschlag, als kleiner Beweis, dass schon jetzt einige unserer Zeitgenossen in ganz anderen Welten leben. Schönen Montag!
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Kommentare
ohne
auch ohne (bisher) einem einzigen link nachgegangen zu sein kann ich nur ein BRAVO für diese Auführung ausrufen !
ebenfalls
ganz ein toller artikel! tolle zusammenführungen. hip hop goes zen! ich bin wort!
hiphop forever???
und natürlich kann ich mir nicht verkneifen, auch hierzu senf zu kredenzen: ein wahnsinns artikel, nona, aber die sache mit den wörtern und der musik teil i halt nur beschränkt. ich nehms als sportliche herausforderung ;) die idee mit hiphop und vodoo find i oba schon wieder sehr charmant. und ob mr wsb an sprechgesang bei seinen texten und cutgeschichten dachte, bleibt wohl sein geheimnis...