Empfehlung: LA Crash (Paul Haggis, 2004)
Update: Ich hab's ja gesagt. Bester Film, Bester Schnitt, Bestes Drehbuch - bei den Oscars 2005 hat sich die Academy weise meiner Meinung angeschlossen. Der Vorteil für uns: LA Crash (OT: Crash) dürfte wohl bald wieder in ausgewählten Kinos zu sehen sein. Deshalb: Inhalte-Recycling und dieser Artikel nochmals auf der Frontpage.
Angst und Wut sind die Gefühle, die das Leben der Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts bestimmen. Diese Diagnose, die "Million Dollar Baby"-Drehbuchautor Paul Haggis und Regisseur von "LA Crash" für die Protagonisten seines Episodenfilms stellt, scheint nicht nur auf Amerika mit seinen vielen Konfliktfeldern des Rassismus und der Gewalt zuzutreffen, sondern sich als beklemmende Beschreibung des Zustands der gesamten Welt zu bewahrheiten.
Es sind "große Namen", die in den vielen Erzählsträngen der von Altmans "Short Cuts" inspirierten Form des Films aus Bausteinen kleine und kleinste Rollen ausfüllen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen - es gibt keine Filmstars in diesem Film, obwohl einige Rollen von bekannten Gesichtern gespielt werden.
Matt Dillon, Sandra Bullock, Brendan Fraser, Don Cheadle, Ryan Philippe und Ghetto-Pimp-Rapper Ludacris erfüllen ein eigentlich alltägliches Drama in der Stadt der Engel mit einem Gefühl für Individualität und Differenzierung, das im US-Film selten geworden ist. So schablonenhaft die Charaktere auf den ersten Blick wirken mögen, im Verlauf der Handlung muss der Zuseher viele Vorurteile revidieren und wird, teils auf beglückend erleichternde, tels auf tragisch fatalistische Weise, daran erinnert, dass die Realität jedes Einzelnen keine strikten Einordnungen in Gut und Böse zulässt.
Der rassistische Cop (genial und unpräteniös wie gewohnt: Dillon), der einen Schwarzen schikaniert, kämpft um die ärztliche Behandlung seines Vaters, die ultrareiche Gattin des Staatsanwalts (unpenetrant: Bullock) findet in ihrer Alltagsdepression aus Panik und Langeweile nur in ihrer mexikanischen Putzfrau Halt. Die Episode des iranischen Ladenbesitzers, der seine zum Schutz vor Gewalt gekaufte Pistole in einem grandiosen Anfall von Zorn und Hilflosigkeit gegen die Falschen richtet, zählt zu den Höhepunkten des Films, die hilflose Wut des schwarzen Fernsehproduzenten, die sich während eines car-jackings beinahe in selbstmörderischer Sturheit äußert, ebenfalls. Angst und Wut beherrschen die Figuren, zwei Emotionen, die schwer abzustreifen sind und gegen die auch mit Rationalität nicht anzukämpfen ist. Dennoch, zu dieser Erkenntnis führt einen der Film: In der Anerkennung der Menschlichkeit jedes Einzelnen, im Respekt vor der Andersartigkeit bei allen Gemeinsamkeiten und der Gleichheit bei allen Unterschieden kann ein Weg zur friedlichen Koexistenz liegen.
Ganz zu Beginn äußert Don Cheadle, benommen von einem der vielen Autounfälle des Films, den entscheidenden Gedanken: Die Menschen berühren einander nicht mehr, außer in Kollisionen ihrer gepanzerten Limousinen. Ein sehenswerter Film, der ernsthaft ist, ohne zu langweilen oder den moralischen Zeigefinger zu erheben. Und ja: unterhaltsam ist er auch. In allen Videotheken des Landes. Empfehlung!
- Anmelden um Kommentare zu schreiben
Kommentare
wow
bin begeistert. reviews für musik, die ich garantiert nicht selber finde, sind mir immer sehr willkommen. welcome, schlo - bleib recht laung do!
[B]wlecome schlo![/B]
geiles review von noch geileren artists! ... he can show you, how deep the rabbit hole goes...
überraschung
nach erstem reinhören: große überraschung. hatte mir ehrlich gesagt mehr "four to the floor" erwartet, bin aber angesichts des opulenten soundgemäldes, das sich da auftut, höchst begeistert. "des hert sich ois so gleich an" - hier sicher NICHT.
mehr shpongle
auch zu empfehlen natürlich die beiden vorgänger-alben:
are youn shpongled (1998)
tales of the inexpressible (2001)
sowie
divine moments of truth e.p. (2001)
the remixes (2003, mit remixen von prometheus, eat static, ott,...)
alles bei twisted records
ach die smileys...
jetzt kann man nimmer mal mehr normale jahreszahlen in klammern schreiben - FRECHHEIT, SOWAS! :upset
sollte natürlich 1998 und klammer zu bedeuten :)