Soundtrack für Städte/Benga in der FLUC_WANNE
Schön langsam reift Dubstep vom "Eh-Schon-Wissen-Next-Big-Thing-from-England" zu einem schön breit gefächerten Netz von Stilen heran.
Gut, dass die mediale Öffentlichkeit anno 2008 gar nicht mehr versucht, einen Hype herbeizuschreiben wie weiland bei 2step und Grime; die sollten ja in die Fußstapfen von Jungle/Drum'n'Bass treten und deren beispiellose Erfolgsgeschichte wiederholen - was nicht ganz geklappt hat.Obwohl zumindest Grime durchaus einige interessante Ansätze zu bieten hatte.
Wie auch immer: Grime als dreckiger, gewalttätiger Bastard aus D'n'B-Sounds und HipHop-Attitüde wurde zu einem guten Teil von Dubstep aufgesogen, was die südlondoner Garage-Szene wahrscheinlich vor jener Erstarrung bewahrt hat, in der Drum'n'Bass seit einigen Jahren steckt.
Dem Sektierertum von Drum'n'Bass wird hier unorthodoxe Offenheit gegenübergestellt. Ohne viel Aufhebens umfasst die Klammer Ethno-Dub (Loefah/Bombay Squad) und Industrial (Mark One/Industrial Graft), chillig-verspielte Flanier-Musik (Skream/Midnight Request Line) und sehr tanzbare Stücke (Digital Mystikz/Awake, Kode 9/Magnetic City). Shackletons Minimalismus funktioniert in DJ-Sets von Villalobos und Scuba offenbart sich in der neuen de:bug als Fan des Warp-Labels.
Diese stilistische Offenheit paart sich mit einer fast introvertierten Scheu der Protagonisten, die eigene Persönlichkeit in die Öffentlichkeit zu rücken - von manchen gibt es icht einmal Fotos. Introspektion statt Starallüre. Gerade dadurch Funtioniert das Genre auch abseits vom Track-Format und auf Albumlänge, wie es Burial (Untrue) und Benga (Diary Of An Afro Warrior) wunderschön zeigen. Anonymität und Teilhaben-Lassen als Pole der Selbstdefinition und Angebot an die ebenfalls anonymen Hörer.
Gerade die stilistsiche Offenheit und die Eignung als Soundtrack zu eigenen Erfahrungswelten machen die Musik so interessant - und vielleicht zu einem "next-big-thing", das weniger stürmisch, aber umso nachhaltiger Eingang in die elektronische Musik finden dürfte.
Übrigens: Für schlappe 8 Euros spielt Benga am kommenden Freitag (25.) in der Fluc-Wanne auf.
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Kommentare
lost in bass
um diesen sound richtig mitzukriegen, reichen meine boxen definitiv nicht aus. freitag klingt gut! anyone?