„Gift in mir“

Ein kleiner Einblick in die Gedankenwelt von Frau Winter - offensichtlich herrscht dort bittere Eiszeit...
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Afrikaner-Gene, Tierbordelle und Giftspinnen. Wovon die FPÖ-Spitzenkandidatin Susanne Winter träumt.

   
   
   
   
 

Bürgermeister Siegfried Nagl hat sogar eine Negerin in seinem Gemeinderat“, schrie Susanne Winter, freiheitliche Spitzenkandidatin für die Gemeinderatswahlen, kürzlich in die spärliche Zuschauermenge am Grazer Tummelplatz. Die blonde Zahnarztgattin hält nichts von politischer Korrektheit, wie sie immer wieder klarmacht, wettert gegen die angebliche „Zuwandererflut“ und ruft indirekt zur „Islam-Bekämpfung“ auf. Der Menschenrechtsbeirat, der den Wahlkampf beobachtet, fasste es kürzlich so zusammen: „Egal welches Thema analysiert wird, es wird immer rassistisch, ausgrenzend, ausländerfeindlich, aggressiv und hetzerisch behandelt.“

Klaus Starl vom Europäischen Trainingszentrum für Menschenrechte (ETC) weist zudem auf die Nähe des FPÖ-Slogans „Sozial geht nur national“ zum Nazi-Jargon hin: „Das erinnert sehr an Hermann Göring, der bei einer Rede 1938 gesagt hat: ,Wir sind die nationalen Sozialisten.‘“ Fred Ohenhen vom Integrationsverein ISOP hat sich trotz allem dazu bereit erklärt, als Überraschungsgast am Falter-Interview teilzunehmen. Denn trotz des rassistischen Wahlkampfes könnte Frau Winter nach der Wahl Stadträtin werden, ihre Umfragewerte liegen bei 13 Prozent. Fred Ohenhen ist gebürtiger Nigerianer, längst Österreicher geworden und arbeitet als Leiter des IKU-Projekts mit Kindern an Schulen, gegen Rassismus und für Integration. Frau Winter ließ sich im Gespräch mit Herrn Ohenhen nicht davon überzeugen, das diskriminierende Wort „Neger“ nicht mehr zu verwenden, und stellte abwegige Theorien über seine Gene auf. Starl dazu: „Das ist eine abstruse, sozialdarwinistische Idee, die sich wissenschaftlich nicht nachweisen lässt.“

Falter: Sie kennt im Unterschied zu Herrn Ohenhen in Graz kaum jemand. Warum sind Sie nicht so gut integriert wie er?

Winter: Vielleicht, weil ich nicht seine Hautfarbe habe. Nein, ich bin erst seit einem Jahr Stadtparteiobmann, da gibt es Aufholbedarf. In den Umfragen liegt die FPÖ immerhin bei 13 Prozent, das Gedankengut kennt man sehr wohl.

Der Menschenrechtsbeirat nennt Ihren Wahlkampf rassistisch, Ihr einziges Thema sind Ausländer. Ist das nicht ein bisschen wenig?

Winter: Wir haben auch die Themen Schule, Pensionisten, Stadtentwicklung, Verkehr. Die Journalisten fragen uns immer nur zu dem einen Thema.

Helping Hands verzeichnet zu Wahlzeiten um 15 Prozent mehr rassistische Übergriffe und bringt das mit den FPÖ-Wahlplakaten in Verbindung. Ist Ihnen das recht?

Winter: Nein, die FPÖ ist eine soziale Heimatpartei und nicht ausländerfeindlich, sondern inländerfreundlich. Wir wollen die Interessen unserer Österreicher vertreten.

Ohenhen: Ich bin Österreicher, vertreten Sie mich auch?

Winter: Wenn Sie ein Problem haben, das ich vertreten kann, gerne. Und Sie sitzen neben mir. Wo liegt das Problem?

Ohenhen: Kurz vor und nach Wahlen ist die Stimmung in der Gesellschaft aggressiver. Vorige Woche hat mich einer beschimpft: „Das ist Hitlerland, die FPÖ kommt und dann müsst ihr alle verschwinden.“ Ihre Plakate und Inserate tragen dazu bei, dass die Leute unfreundlicher werden.

Winter: Auf unseren Plakaten steht, dass wir gegen den Radikalislam sind. Wer will schon Terrorismus in dieser Stadt?

Sie werfen aber alle Muslime in einen Topf, wenn Sie von Islambekämpfung sprechen.

Winter: Nein, wir sind für die Menschen, die sich integrieren wollen, die bei uns entsprechend unserer Tradition leben und keine Parallelgesellschaften bilden.

Ohenhen: Ich sehe keine Bemühungen der FPÖ in Sachen Integration. Sie trennen die Gesellschaft und wollen die Mittel für Integration kürzen.

Winter: Der Bürgermeister will Ausländern bevorzugt Zugang zu österreichischen Arbeitsplätzen verschaffen. Das ist ein Reizthema in einer Stadt, in der 20.000 Jugendliche arbeitslos sind.

Ohenhen: Das ist gelogen. Sie versuchen bewusst, einen Keil zwischen weiße und andersfärbige Österreicher zu treiben. Deshalb passiert es, dass ich aus einem Lokal geworfen und als „Neger“ beschimpft werde.

Winter: Ich geben Ihnen eine provokante Antwort: Da ist etwas in Ihren Genen, das Sie noch nicht verarbeiten konnten. Sie können nichts dafür, weil erst jahrtausendelange Tradition bewirkt, dass man die eigene Tradition verarbeiten kann. Ich glaube, das kann nicht der Vorwurf sein, dass man Sie aus einem Lokal geworfen hat.

Ohenhen: Was ist in meinen Genen? Ich habe gelesen, dass es keinen Unterschied zwischen Schwarzen und Weißen gibt.

Winter: Sie wissen, dass Tradition, dass alles, was sich mit einer gewissen Menschenschicht in der Geschichte abgespielt hat, als Transformation in den Genen weitergegeben wird. Sie haben dadurch automatisch zu wenig Selbstbewusstsein und zu viel Hoheitsdenken der anderen Hautfarbe gegenüber in sich, deshalb sehen Sie das so. Es hat niemand etwas gegen eine andere Hautfarbe. Ich bin Juristin und kann zu dem Fall, dass Sie aus dem Lokal geworfen worden sind, leider nichts sagen, wenn ich die andere Seite nicht gehört habe.

Wenn Herr Ohenhen aus einem Lokal geworfen und als „Neger“ beschimpft wird, dann liegt das an seinen Genen?

Winter: Nein, ich sage nur, dass ich zu diesem Vorfall nichts sagen kann.

Ohenhen: Von welchen Genen reden Sie? Von deren Genen oder von meinen?

Winter: Von beiden, in beiden wird die Historie transformiert.

Ohenhen: Was verlangen Sie von mir, soll ich mich ausbleichen?

Winter: Das meine ich: Sie haben gewisse Ressentiments aus Ihrer Vergangenheit, weil Sie immer auf Ihrer Hautfarbe herumhacken. Mich interessiert Ihre Hautfarbe nicht.

Wenn Herr Ohenhen immer wieder aufgrund seiner Hautfarbe beschimpft wird, kann man doch nicht sagen, das ist aufgrund seiner Gene, oder weil er sich selbst benachteiligt fühlt.

Winter: Ich habe noch nie einen schwarzen Menschen auf der Straße attackiert.

Ohenhen: Wir haben damals einen Test gemacht und ich bin aus mehreren Lokalen hinausgeworfen worden. Darf so etwas in einem Rechtsstaat passieren?

Winter: Jeder, der sich in einem Lokal ordentlich benimmt, soll bleiben.

Wie müsste es in einer FPÖ-Stadt aussehen? Müsste sie so sauber sein wie eine Zahnarztpraxis?

Winter: Bei einem Zahnarzt ist es hygienisch, aber es kommen Sachen herein, die repariert werden müssen, und die sind absolut nicht sauber. Es gibt wenige unangenehm riechendere Sachen als kaputte Zähne. Wir sind der Meinung, dass Schluss sein muss mit der Bettelei. Oder zum Thema Stadtentwicklung: Die Annenstraße oder die Jakoministraße, wo es nur noch leerstehende Geschäfte und Kebabbuden gibt, da muss die Stadt die Initiative ergreifen.

Ihr Sohn hat in einer Aussendung Bürgermeister Nagl aufgefordert, Schafe in den Stadtpark zu treiben, damit es nicht zu Vergewaltigungen durch Moslems komme. Sind das nicht bedenkliche Fantasien?

Winter: Ich gestehe der Jugend zu, dass sie stürmerisch ist und gelegentlich übers Ziel hinausschießt.

Ohenhen: Sollten Sie sich als Spitzenkandidatin nicht von der Aussage Ihres Sohnes distanzieren?

Winter: Es gibt in muslimischen Ländern Tierbordelle, und wir bringen den Beweis. Die Aussendung war als Anregung gedacht, und es haben sehr viele darüber gelacht und das als witzig empfunden. Die Aussage meines Sohnes kommentiere ich sonst nicht weiter.

Wo genau soll es Tierbordelle geben?

Winter: Ich kann ad hoc keine Beispiele nennen.

Sie schreiben Leserbriefe und Artikel in der Zeitschrift „Phoenix“ des Vorarlberger Rechtsextremen Walter Ochensberger.

Winter: Warum darf man in einer Zeitung, die in Österreich erlaubt ist, nicht seine Meinung äußern?

Sie dürfen, aber wäre es nicht nötig, von jemandem Abstand zu halten, der nach dem Verbotsgesetz verurteilt wurde?

Winter: Mein Geschichtsbild ist Privatsache.

Sie haben im „Phoenix“ unter dem Titel „Gefährliche Einwanderer“ einen Artikel über die Dornfingerspinne geschrieben, daneben ein Bild von betenden Muslimen.

Winter: Das Bild hat die Redaktion dazugehängt.

Sie wollten im „Phoenix“ eine zoologische Betrachtung über gefährliche Insekten schreiben?

Winter: Ja, sie sind wirklich gefährlich. Als die Dornfingerspinne das erste Mal in Österreich aufgetaucht ist, hat mich eine gebissen. Aber es ist mir nichts passiert, also muss ich wohl ein bisschen Gift in mir haben.

Ich soll Ihnen glauben, dass es in dem Artikel über die Dornfingerspinne, der in einem rechtsextremen Blatt veröffentlicht wurde, rein um Insekten geht?

Winter: Wir sind jetzt ein bisschen zu weit in der Psychologie, kommen wir wieder zu den Tatsachen zurück.

Frau Dr. Winter behauptet, „Neger“ sei kein Schimpfwort, ich wollte Sie, Herr Ohenhen, fragen, wie Sie das sehen.

Ohenhen: Es gibt heute so viele Begriffe, die politisch nicht mehr vertretber sind. „Neger“ ist für uns eine Beleidigung und ich bitte Sie, das zu respektieren.

Winter: Wenn Sie die Geschichte anschauen, werden Sie sehen, dass das kein Schimpfwort ist, das sind Ihre persönlichen Empfindungen.

Ohenhen: Schauen Sie im Duden nach, der ist nicht von mir geschrieben, dort steht, dass das Wort diskriminierend verwendet wird. Mir gefällt es nicht und Sie sollen mich deshalb nicht so nennen. Wo liegt das Problem?

Winter: Ich werde mich nicht der political correctness unterwerfen. Ich schließe aus, dass das Wort Neger für mich beleidigend ist.

Ohenhen: Für mich aber, immerhin bin ich gemeint und nicht Sie. Kennen Sie in Graz Migranten?

Winter: Ich kenne viele Leute, aber zum Freundeskreis zähle ich niemanden, der nach Österreich eingewandert ist.

Ohenhen: Dann würden Sie anders denken. Man merkt, dass Sie keinen Kontakt zu den Leuten haben. Sie kennen die Menschen nicht, glauben aber zu wissen, was am besten für sie ist.

Winter: Ich will keinem etwas vorschreiben, ich halte mich an die österreichischen Gesetze.

Ohenhen: Die Gesetze sind gegen Rassismus und das Wort „Neger“ ist rassistisch.

         

Falter 47/2007 vom 21.11.2007

AutorDonja Noormofidi

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Kommentare

arschlöcher

"Als die Dornfingerspinne das erste Mal in Österreich aufgetaucht ist, hat mich eine gebissen." gute menschenkenntnis, das tierchen!

mir graut. wäääh.

mon dieu

mir kommt gleich wieder das frühstück hoch.

Aua...

...das ist ja wirklich zum Speiben!

Aber wie gut es um ihre Bildung steht, kann man in ihren Gentheorien ablesen.

Gut dass Dawkins noch lebt, sonst würde er im Grab rotieren...

...

Ich könnte gar nicht so viel fressen, wie ich speiben möchte!

geh scheissn!

interessant wird s, ob sie wirklich wegen volksverhetzung verklagt wird. immerhin 2 jahre...

das N-wort

[URL=http://www.falter.at/web/_media/akst_28.wmv]hier[/URL] erklärt Frau Dr. Winter "historisch-fachlich" warum sie den Begriff "Neger" für nicht diskriminierend hält...
ich weiß nicht ob sie nur dumm oder absichtlich böse ist?

widerlich

- und nicht mal 'gar schreckliches wird ihr zuteil werden'...
aber verdauungsprobleme hat'se sicher - die kacke steigt schon bis in den kopf

pfui deibel..

eva braun style 2.0

bertold brecht zitieren ist ja der hammer. aber den gebrauch von "neger" damit zu rechtfertigen, dass der begriff mit dem aufkommen des europäischen imperialismus in den deutschen sprachgebrauch aufgenommen wurde , ist wie blondinenwitze damit zu rechtfertigen, dass schwarzhaarige die weltherrschaft übernommen haben.

kein wahlrecht!

wenn frau Winter mit den Verhältnissen zu Zeiten des Imperialismus argumentiert, müsste man ihr konsequenterweise das Wahlrecht absprechen - dieses wurde in Österreich 1918 eingeführt...
Kein Wahlrecht (sowohl aktiv als auch passiv) für Frau Winter!

ja, der bertl...

ironischerweise hat sie mit diesem Zitat ("Wo Unrecht zu Recht, wird Widerstand zur Pflicht") sogar recht - auf sich selbst bezogen: wenn solche Hetzen Rechtens sind, wird Widerstand wirklich zur Pflicht!
aber Zitate anzueignen und inhaltlich zu verkehren hat in dieser Partei anscheinend Tradition: im Hinblick auf Zensur ggüber der FPÖ meint HC: "Wehret den Anfängen"! (
[URL=http://www.fpoe.at/index.php?id=477&backPID=390&tt_news=17267]hier[/URL])

wer noch nicht kotzen muss: [URL=http://www.fpoe.at/index.php?id=1461]haCHE[/URL]
so, i muss jetzt....

plus 3%...

...verdient man mit/trotz solcher Aussagen...

Hab ich schon erwähnt, dass ich gar nicht so viel fressen kann...

..ach ja, hab ich schon... :sigh