Manorexia - The Radiolarian Ooze (2002)

Nein, heute gibt's keinen HipHop, sondern wieder einmal was anderes. Was ganz, ganz anderes, um genau zu sein. Herr James G. Thirlwell ist dem/der einen oder anderen vielleicht als "Foetus" ein Begriff für durchgedrehten, orchestralen Punk- Bigband- Industrial- Hirnverwuzler- Sound. Unter einem seiner vielen Pseudonyme hat Mr. Thirlwell hier als "Manorexia" ein Album vorgelegt, das nicht auf einem Label, sondern ausschließlich auf seiner eigenen Homepage erwerblich ist. Übrigens gibt es da auch eines der ruhigeren Stück von diesem Album zum Anhören, ganz ohne die Gesetze brechen zu müssen.

Was für Musik ist das eigentlich? Filmmusik, möchte man sagen, instrumentale, majestätische Filmmusik. Wird hier eine Geschichte erzählt? Eindeutig. Die Frage ist, welche. Und es ist durchaus als Kompliment gemeint, wenn man zusammenfassend dazu anmerkt, dass es sich teilweise so anhört, als hätte Aphex Twin in seiner  "Ambient Works"-Phase Musik zu einem Stanley-Kubrick-Film gemacht, der im Inneren Afrikas spielt und einen abgefuckten Proto-James-Bond mit Identitätsstörung zum Helden hat. Wer jetzt wissen will, wie das klingt, sollte sich das Album zu Gemüte führen, am besten im Kopfhörer in der freien Wildbahn des Stadtdschungels.

Wer mit "The Radiolarian Ooze"  durch Wien fährt oder spaziert, findet sich unversehens in einem filmischen Abenteuer wieder: wer Manorexia als Soundtrack im Ohr hat, ist für alle Schrägheiten gerüstet. Teilweise orchestral, teils experimentell elektronisch (nein, Track 6 und 7 skippen NICHT, das ist Absicht!), teils auf verschrobene Art und Weise 60s-B-Movie-chic - besser kann man dem Individualismus nicht frönen.