Reality Cracking: Virtuelle Auferstehung
An österreichischen und deutschen Universitäten werden von den Nazis zerstörte Synagogen bis ins kleinste Detail wieder aufgebaut – am Computer. tamtam-Super-Oberadmin catch17 hat im Rahmen seiner Diplomarbeit etwas zur Wiederauferstehung längst vergangener Kulturdenkmäler beigetragen und die zerstörte sefardische Synagoge in der Zirkusgasse in neuem Glanz virtuell wiedererichtet - Reality Cracking ohne Spitzhacke.
Aus einem Studentenprojekt entstand 1995 an der TU Darmstadt (Fachbereich CAD in der Architektur) das Projekt "Synagogen in Deutschland - Eine Virtuelle Rekonstruktion", das es sich zur Aufgabe machte, ausgewählte Synagogen in Deutschland, welche 1938 von den Nazis zerstört wurden, am Computer zu rekonstruieren, um die historische Bedeutung und den kulturellen Verlust, der durch das Verschwinden der jüdischen Bauwerke entstand, aufzuzeigen.
Auch an der TU-Wien begann im Gedenkjahr 1998 ein ähnliches Projekt unter der Leitung von Prof. Bob Martens (Institut für räumliche Interaktion und Simulation), welches sich vorerst zum Ziel setzte, die 1938 zerstörten Synagogen Wiens als CAD-Modelle wiederherzustellen und sie so in digitaler Form der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. >>>>
Mit großem Medienrummel und schärfsten Sicherheitsvorkehrungen wurde Anfang November in München die neu errichtete Synagoge der jüdischen Gemeinde eröffnet. In der Anwesenheit von 1200 Ehrengästen, unter ihnen der deutsche Bundespräsident Horst Köhler, feierte die Israelitische Kultusgemeinde München ihr neues Zentrum am prominenten Jakobsplatz im Herzen der Isarstadt. Wie in zahllosen anderen deutschen Städten waren vor 68 Jahren, in den von den Nationalsozialisten beschönigend „Reichskristallnacht“ genannten Pogromen und Ausschreitungen gegen jüdische Gemeinden am 9. November 1938, unzählige Gebetshäuser und Synagogen im „Deutschen Reich“ zerstört und in Brand gesteckt worden – auch in Wien.
Bisher wurden die Synagogen Schopenhauerstraße, Braunhubergasse, Pazmanitengasse, Leopoldgasse, Siebenbrunnengasse, Turnergasse, Tempelgasse, Kluckygasse und Zirkusgasse, allesamt von Nationalsozialisten zerstört, anhand der oft spärlichen Quellen – Einreichplänen, Postkarten, Fotografien – so detailliert als möglich rekonstruiert; die virtuellen 3D-Modelle geben nun einen Eindruck eines verschwundenen Teils der Stadt Wien.
Die jüngste Rekonstruktion, jene der Synagoge in der Zirkusgasse 22 im zweiten Bezirk, stammt von Klaus Lengauer, der im Rahmen seiner Diplomarbeit eine der architektonisch interessantesten Synagogen Wiens am Computer zu neuem Leben erweckte. Die Synagoge der sefardischen Gemeinde Wiens, geplant von Hugo von Wiedenfeld und 1885 bis 1887 errichtet, stellte ein Prunkstück arabisierender Architektur dar. Inspiriert von der Architektur der Alhambra in Südspanien ließ sich die selbstbewusste sefardische Judengemeinde Wiens ihre Synagoge im „maurischen Stil“ errichten. Das prachtvolle Gebäude wurde in der Pogromnacht 1938 schwer beschädigt und später abgerissen. Ausgehend von den Einreichplänen des 19. Jahrhunderts, wenigen Fotografien und einem Aquarell, das den Innenraum farbig darstellt, errichtete Lengauer die verschwundene Synagoge am Computer neu. Die Ergebnisse sind spektakulär – und zeigen im Vergleich mit den allerersten Rekonstruktionen auch den rasanten Leistungszuwachs der Hard- und Software.
Die Rekonstruktionen wurden bisher in der jüdischen Kulturzeitschrift David veröffentlicht, in absehbarer Zeit soll aber auch eine Sammelausstellung sowohl die virtuellen als auch die realen Modelle, die direkt von 3D-Daten im Rapid-Prototyping-Verfahren („3D-Print“) gefertigt werden, der Öffentlichkeit präsentieren.
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Kommentare
aarhus
under byen. dänen. aus aarhus.
in aarhus hab ich meine hüsker dü cds gekauft - in einem used record store.
"badstue rock brugt" steht heute noch auf der hülle.
an diesem nachmittag hat es - wahrscheinlich bedingt durch aarhusens lage am meer und hafen - stark nach kotze gerochen. das cd geschäft hat mir so getaugt, dass ich mit dem gedanken gespielt habe, dort doch mal ein auslandssemester zu machen - der kotzegeruch hielt mich letztendlich davon ab. mit dänemark verbindet mich noch mancherlei andere schöne erinnerung. ein junger mann namens "truuls" hat uns unweit des stadtteils christiania einen kleinen braunen stein geschenkt. damals habe ich nicht ahnen können, dass sich ganze musikvideos in den wipfeln vom wind wogender bäume abspielen können.
das album ist übrigens wirklich entzückend. :p