Ein bürgerlicher Beziehungsporno: Cäcilie bleibt sich treu

Biedermeiersex von Peter Fendi (1830)

Wer meint, in den politischen Begebenheiten der letzten Tage nur abgefeimtes Ränkeschmieden und zynisches Taktieren erlebt zu haben, irrt. Denn das Ballett, das ÖVP und  SPÖ hier abhalten, folgt den hohen Regeln des primatenhaften Balz- und Paarungsverhaltens. Es hätte ja stutzig machen können, dass in der ÖVP stets vom "Heiraten" die Rede war, und man den dreckigen, unmanierlichen Sozialdemokraten halt das "Seitenspringen" mit FPÖ und Grünen nicht verzeihen könne.

Im Folgenden will ich versuchen, die innenpolitische Lage anhand eines Beziehungsdramas kurz nachzustellen.

Die Hauptpersonen:

Die züchtige Cäcilie (ÖVP)

der unguate Poldl (SPÖ)

der aufregende Bärntaler (FPÖ)

die grünblaue Trudl (ein Teenager).

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Die fromme und züchtige Braut Cäcilie war lange Jahre in einer ungeliebten Pflichtehe mit dem brummigen Pflichtgatten Poldl gefangen. Der war ein starker, aber schon von den Eltern verabscheuter Spross einer schmierigen Proletenfamilie, noch dazu völlig gottlos, was der frommen Cäcilie schon immer ein Dorn im Auge gewesen war. Als im Jahr 1999 dieser rohe Primitivling trotz aller ständigen Eheprobleme rüde sein Recht auf den geschändeten Körper der unwilligen Cäcilie erneuen wollte, machte unsere Heldin - verzweifelt, aber in gerechter Enttäuschung - endgültig Schluss. Gewiss, der sich um die Gunst der wieder keuschen Braut Cäcilie bewerbende Jörgl aus dem Bärentale war ein wilder, ungezähmter Gesell, recht ungestüm und nicht ganz gesellschatsfähig; doch mit der liebevollen Führung einer strengen und moralisch überlegenen Gattin würde er doch einen passablen Ehemann abgeben. So brach die von der Liebe zuvor so stiefmütterlich behandelte Braut Cäcilie mit großer, aber naiver Hoffnung auf ins neue Eheglück.

 Biedermeiersex von Peter Fendi, 1830Und ja, es waren abenteuerliche Jahre; wie im Taumel begann man das neue Eheleben - egal, was die anderen sagten! Und es sah anfangs so aus, als würde sich der rüde Gatte vom Vorbild seiner tugendhaften Gattin zähmen lassen. Währenddessen versank der frühere Gatte Poldl wie betäubt in einem Taumel aus Selbstmitleid, Alkoholismus und Verwahrlosung. Doch bald begann das junge Eheglück zu bröckeln. Die Therapie schien beim neuen Gatten zu versagen, wiederholt gab es psychotische Schübe und Ehekrisen, die das Eheleben der unglücklichen Cäcilie zur Hölle machten. Schließlich kam es zum endgültigen Zusammenbruch; eine schwere Persönlichkeitsspaltung machte das weitere Zusammenleben mit dem vorzeitig gealterten, dementen Bärentaler unmöglich. 

Gezeichnet, aber auch gestärkt durch diese Erfahrung, sich ihrer fraulichen Verletzlichkeit aber auch Stärke bewusst, stand nun Cäcilie zum ersten Mal auf eigenen Beinen. Aus dem Schutz einer festen, aber auch traumatischen Beziehung geworfen, bräuchte diese nicht mehr ganz junge Frau nun vor allem eins: Verständnis. Doch niemand hätte mit der Niedertracht des wieder aufgetauchten Ex-Gatten Poldl gerechnet. Höhnisch, laut polternd, mit großspuriger Gossensprache trat der Alte, nach sechs Jahren Funkstille, wieder in ihr Leben. Ach! Wie gern würde die keusche Cäcilie diesen Grobian abweisen, ihm ein trotziges "Nein! Da bliebe ich lieber alleine, als dich wieder zu heiraten!" engegenschmettern, doch ach! die Verpflichtungen, die Verantwortung, einen Haushalt zu führen - und wahrlich, sie hatte ihn ja vorzüglich geführt, vor allem, seit sich ihr zweiter Gemahl als unfähig zur Mithilfe erwiesen hatte.

Schweren Herzens wollte Cäcilie sich wieder fügen, doch stets hatte sie ihre gewonnene Erfahrung, ihr neues Selbstbewusstsein, ihre eben erst entdeckte Kraft im Hinterkopf, doch da! Dem Alten war das zu wenig. Schmierig grinsend kam Poldl bei ihr an, in der einen Hand den schlampig gepackten Koffer mit seinen Sachen, am anderen Arm noch diese ausgschamte Dirne, die grünblaue Trudl. "Na servaaas, na, wer will mich da wieder unbedingt zruck ham? Jö schau, i kenn di! Wie wars denn mit deim Neichn, dem Fetznschädl? Host da die Birn schee aughaut?" Mit zusammengebissenen Lippe stand Cäcilie da, leise vor Zorn kochend. Zögerlich reichte sie ihm die Hand, wolltesich schon fügen, doch dann kam das Unfassbare. "Heast, Cilli, die Trudl hot gmant, vielleicht warads besser du lossast die amoi genau auschaun, net, so a Gesundenuntersuchungsausschuss, weil wer waas, wos da du in de letzten Joa do vielleicht eingfaungt host. Heitzutog muass ma jo irre aufpassen, net, AIDS und so." Sollte das der Beginn einer neuen, wenn auch widerwillig geschlossenen Ehe sein? Die Röcke zu heben, vor den Augen dieses hohnlachenden Gesindels, das sich gewohnheitsmäig im Lotterbette wälzte?

"Nein", sagte Cäcilie still in das schnaufende Gepruste und Gelächter ihres verhassten Exgatten und seiner Schandfreundin. Das Lachen der beiden erstarb. Ungläubig starrten sie Poldl und Trudl an, mit offenen Mäulern. Cäcilie hob ihren Kopf. "Nein", wiederholte sie. "SO geht das nicht." Und sie machte kehrt und schlug den beiden wie versteinert dastehenden Grobianen die Tür vor der Nase zu. "Lieber werde ich mit diese Haus zu Trümmern zerfallen, als mich wieder mit diesem Abschaum zu besudeln", rief sie trotzig aus, zu niemandem im Besonderen.

Denn eines hatte sie in den letzten Jahren gelernt: Ihr Stolz sollte nie mehr gebrochen werden. 

Kommentare

mein favourite...

in dieser zusammenstellung ist pearl jam. hab ' ne gänsehaut bekommen beim hören. grandios!