Reality Cracking: Die Zeit vergeht
Der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges hat in einigen seiner Essays wiederholt versucht, die Idee der Zeit zu widerlegen. "Wir haben das Gefühl, dass wir uns selbst in der Zeit entgleiten; das heißt, wir mögen denken, dass wir von der Zukunft zur Vergangenheit oder von der Vergangenheit zur Zukunft schreiten, aber es gibt keinen Moment, in dem wir der Zeit sagen können "Verweile doch! Du bist so schön", wie Goethe es wünschte. Die Gegenwart verweilt nicht. Wir können uns keine reine Gegenwart vorstellen; sie wäre Null." (JLB, "Die Zeit", in "Die letzte Reise des Odysseus. Essays")
Man mag sich keine Gegenwart vorstellen können, aber dennoch macht die Summe dessen, was als unendlich kleine Zeiteinheit die Gegenwart darstellt, die Zeit aus.
Kann man Zeit sehen? Man kann es versuchen. >>>
Schon durch die genaue Dokumentation ihres Verlaufs verliert die Zeit etwas von ihrer Unbestimmtheit; wenn wir uns selbst über längere Zeitspannen beobachten, wird das Vergehen der Zeit zu einem biologischen Vorgang, zu einer nachvollziehbaren Strecke, die etwa das Blut in unseren Adern zurücklegt. Was dann von uns übrigbleibt, ist von der Zeit unberührt.
Diego Goldberg zum Beispiel macht seit 30 Jahren jährlich ein Foto seiner Familienmitglieder - eine tabellarische Familiengeschichte ohne Kommentare.
Die Amerikanerin koreanischer Abstammung Ahree Lee wiederum hat drei Jahre lang täglich ein Foto von sich selbst gemacht und zu einem FIlm zusammengestellt - drei Jahre im Zeitraffer.
Dieselbe Idee verfolgte Noah Kalina im Clip "Everyday" :2356 Tage lang - also über sechs Jahre - zeigt ein tägliches Selbstporträt das Verstreichen der Zeit.
"It's astounding. Time is fleeting. Madness takes its toll. But listen closely: Not for very much longer I've got to keep control." Übrigens: Man kann sich auch aus der Zeit rausschießen. Zum Beispiel damit . Aber Vorsicht: Madness takes its toll.
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Kommentare
Die Tochter der Zeit ist die Wahrheit...
und die Zeit ist gleich null. Na, lieber Andreas...