Protokoll Nova Rock
“Vollgepackt mit schönen Sachen die das Leben schöner machen - hinein ins Weekend-Feeling...!“
Vor allem vollgepackt ! Und schwitzend... So kamen wir am Donnerstag mittag nach 2 Std. Autokolonne am Parkplatz des Nova Rock Festival an, und mussten rund 1 1/2 Std. unsere sieben Sachen zum Campingplatz schleppen. Naja, riesige Menschenmassen halt...
Wir waren also in den Pannonia Fields II , und ein Wochenende voller Stromgitarrenmusik wartete auf uns! Alice in Chains und Motörhead konnten nur während des zweiten Ausflugs zum Parkplatz belauscht werden, ebenso Queens of the Stone Age (laut Anne eines der besten Konzerte des Festival, und glasklarer Sound). Pünktlich aber bei Metallica standen Laurie und ich auf der VIP-Tribune (jaja, wir Schnösel... Danke nochmal an t.ha. für die Karten! :) ): rund 14 Jahre hab ich auf ein Metallica-Konzert gewartet, nachdem damals (ich glaub '92) die Black Album Tour bereits ausverkauft war... Und sie haben nicht enttäuscht! Creeping Death als Opener zeigte bereits an, dass hauptsächlich altes Material gespielt werden sollte. Und als sie dann (nach For Whom The Bell Tolls und Wherever I May Roam) anlässlich des 20jährigen Jubiläums das ganze (!!!) Master of Puppets Album gespielt haben (inklusive des Übersongs Orion!) ging mir richtig das Herz auf! Als Zugabe natürlich Nothing Else Matters (mit Jerry Cantrell von Alice in Chains als Gastsänger), außerdem ein Song mit dem (Zitat J. Hetfield) "Godfather of Heavy Music" Lemmy Kilmister - Mann, der Typ ist gleich alt wie mein Vater: 60!). Metallica waren offensichtlich sehr gut drauf, harmonierten gut miteinander und waren einfach groß! Robert Trujillio hat sich gut eingefügt in die Band, wenngleich Cliff Burton immer noch DER Metallica-Bassist ist und auch bleiben wird (die Performance des Master-Albums war auch gleichzeitig eine Hommage an Cliff - R.I.P.).
Tag zwei beginnt mit Sauna-Feeling im Zelt um 9h morgens (leider hatten wir kein Zelt mit fließend Wasser ), und es wird bis abend, als die Temperaturen endlich moderater wurden, nicht besser. Daher hab ich von Gogol Bordello (leider!!!) nur die letzen 15 Min. mitbekommen, war aber bereits ab der 1. Minute am Springen und Shaken - das ist einfach die perfekte Live-Mucke: groovig, punkig, abgefahren und witzig! So soll es sein. Dann ab auf die große Bühne (blue stage ), wo gerade die britischen Gitarrenpopper Starsailor ihren letzen Song („Silence is Easy“) zum Besten gaben - schade, wäre sicher auch nett gewesen! (ja, ich gebe zu: mir gefallen sie schon ganz gut: poppig-melancholische Rocksongs, nicht zu kitschig...). Live anschließend waren mittelprächtig. Anne: "Es ist immer etwas schade Bands zu sehen die ihren Zenith bereits überschritten haben." Tja, so ist es... Aber Hauptacts dieses Abends waren schließlich Massive Attack und Placebo: während ersterer hatte ich mit meinem Kreislauf zu kämpfen (Hitze, Dehydration, Antihistamin, Alkohol und so zeigten ihre Wirkung...); wobei chillen zu Massive Attack eh nie falsch sein kann, oder? Dementsprechend angenehm, psychedelisch und optisch sehr schon be-visualisiert war das Set dann auch; Horace Andy war leider nicht dabei , dafür aber Elizabeth Frazer (Cocteau Twins, Sängerin des Mezzanine-Albums)!
Placebo rockten anschließend das Haus! Mein Kreislauf war auch wieder genug erholt, um gleich zu Infra-Red (einer meiner persönlichen Lieblingssongs) loszushaken! Und so gings dann weiter, Songs wie Post Blue, Every You and Every Me, Special K oder Bitter End brachten ordentlich Schwung in die Bude. Einziger Wermutstropfen: sie haben den Übersong Pure Morning nicht gespielt, genausowenig wie Taste in Men oder Without You I'm Nothing.
Tag 3 beginnt wie Tag 2 : Hitze! Dennoch machten wir uns bereits um 15 h auf den Weg zur Hauptbühne (Gehzeit ca. 30 Min), wo wir von den deutschen Elektro-Crossover-Pionieren Die Krupps nur mehr die letzen 3 Songs (darunter To The Hilt) mitgekriegt haben. Dürfte aber sehr nett gewesen sein, die Jungs wollten fast nicht von der Bühne runter. Sebastian Bach (den Mädels als Pin-Up-Boy vor 15 Jahren, den Jungs als Sänger von Skid Row bekannt) hatte ich geflissentlich ignoriert... Opeth waren trotz ihrer bösen Mucke sehr sympathisch, auch musikalisch sehr interessant: ursprünglich eine Black-Metal-Band, spielen sie recht progressiven, psychedelischen Metal. Die Bezeichnung "Pink Floyd des Death Metal" ist zwar meiner Meinung etwas blasphemisch, aber nicht ganz unzutreffend. Die anschließend auftretenden vier Cello-Banger von Apocalyptica haben sich mittlerweile von Image der Metallica-Cover-Band emanzipiert und machen ihren Classic-Metal recht gut! Dennoch kamen sie ohne 2 Metallica-Songs nicht aus (Seek & Destroy, Enter Sandman), und nach einer Stunde hat man dann doch genug Cello gehört. Nett war auch Edvard Griegs "Hall of the Mountain King" aus Peer Gynt - ja, genau, das mit "wollt ihr den totalen Grieg?"!
Danach schnell zur Red Stage (auf Ooooooooooooooomph ! kann man ruhig verzichten), wo gerade der kleine Mann mit der großen Stimme (Keith Caputo , hauptberuflich Front-Leider bei Life of Agony) seinen Songwriterrock zum Besten gab: durchwachsen und nett anzusehen und -hören, rockiger gehts aber dennoch bei LOA zu. Das große Let's Pretend als Abschluss hat den Schlo dann doch zum emotionalen Mitrocken bewegt - nicht umsonst eines meiner All-Time-Favs was leidenden Emo-Metal anbelangt!
Dann wieder zur Blue Stage: Bloodhound Gang ! Erwachsen sind die Bubis immer noch nicht, und für die vielen Maturanten und noch Jüngeren gerade das Richtige. Positiv: Die Publikumsbeschimpfung war mit viel Bezug zum Lokalen ausgestattet: Messages auf den Video-Walls wie "Jazz Gitti frisst zuviel", "Dieser Song ist schlechter als eure Nationalmannschaft", "By buying this ticket you wasted as much money als Karl Heinz Krasser" (mit K...) oder Aussagen wie "Austria is my favourite german city" zeugen von Kenntnis oder wenigstens guter Beratung in Sachen Lokalbezug. Die Piss-Aktion war dann aber doch ein wenig zu derb... Aber auch hier: gute Stimmung, Spaß und Freude am Spielen. Und so solls ja sein, nicht?
Und dann: TOOL !!! OH JEAH!!! Zwischen Bloodhound Gang und Guns N Roses war Tool zwar nicht gut plaziert (entsprechend groß war davor und danach der Publikumswechsel vor der Bühne - und diesmal war ich nicht auf der VIP-Tribüne, sondern 5 m vor der Bühne). Dennoch war es ein großartiges Konzert. Anders als bei den anderen Bands stehen hier nicht die Musiker im Vordergrund, sondern das Gesamtkonzept aus Musik und Visuals : so dienten beispielsweise die großen Videowalls links und rechts der Bühne nicht wie bei den anderen Bands für die Nahaufnahmen der Musiker, sondern als Projektionsfläche für die psychedelischen Visuals und Szenen aus den Videoclips , die übrigens allesamt vom Gitarristen und Songwriter Adam Jones stammen und extrem empfehlenswert sind!!!). Die Musik mit ihrer Mischung aus Intelligenz, Dunkelheit, Pathos, Melancholie, Kraft und Aggression und den daraus resultierenden Ambivalenzen und Stimmungswechseln gehört sowieso zu meinen Favoriten, und sie wurde live super präzise und gekonnt umgesetzt! Danny Carey beim Schlagzeug spielen zuzusehen ist ein wahrer Genuss!
Große Erwartungen hatte ich gehegt, und sie sind nicht enttäuscht worden! Danke, Tool! "See you in November" hat Maynard James Keenan noch gemeint... sicher!!!
Anders dann bei Guns N Roses : ich hatte keine großen Erwartungen. Daher konnten sie auch nicht enttäuscht werden. Hätte ich allerdings welche gehabt...
Die befürchtete große Enttäuschung blieb zwar aus, aber das Konzert war einfach langweilig! Gut, Songs wie Welcome to the Jungle, Paradise City, You Could Be Mine oder Sweet Child O'Mine rocken schon, und das hat das Publikum auch getan! Aber muss ein Rockstar, der nach über 10 Jahren sehr spärlicher Bühnepräsenz wieder mal vor Publikum steht, wirklich (praktisch als erste Message nach 4 Songs) seinen Stage Manager auf die Bühne holen, und ihm Happy Birthday singen? Oder ebendies auch mit dem Keyboarder tun, während praktisch keine Ansagen ans Publikum gerichtet werden? Und muss ich mir wirklich im Jahre 2006 nach fast jedem Song 10-minütige Gitarrensoli (nach dem Motto: Schaut her wie geil ich E-Gitarre spielen kann) anhören, nur damit Axl sich sein Hemd wechseln kann? Und muss ein 44-jähriger sich liften und immer noch quer über die Bühne rennen wie ein 20jähriger, während seine gesangliche Leistung eher schwach rüberkommt? Und muss der Sound (bei der ansonsten glasklaren Anlage) während des Konzerts extra schlecht gemacht werden, damit die stimmliche Unzulänglichkeit weniger auffällt?
Ich sage: nein, das muss nicht! Das ganze Konzert wäre vor 15 Jahren gut gewesen, heutzutage aber eher anachronistisch. Von einem Comeback konnte also keine Rede sein! Und dass Axl seine Bandkollegen zweimal oder öfters vorstellt ("Ladies and Gentlemen, let me introduce you a good friend of mine...."), lässt den Verdacht auf drogenverursachte Demenz nicht wirklich geringer werden. Überraschend war dann noch, dass für die letzten Songs, als einziges "altes" Mitglied, Izzy Stradlin mit auf der Bühne stand.
Den Fans scheints aber troztdem gefallen zu haben...
Achja, die neuen Songs: nicht schlecht, muss ich sagen! Würde sich schon lohnen mal reinzuhören ins neue Album ("Chinese Democracy", wenns denn nun endlich mal erscheint....?!?!?!).
Fazit: ein durchwegs gutes und feines Festival, wenn man mal von gröhlenden Menschenmassen, tropischen Temperaturen und leckeren Düften durch umgeworfene Dixiklos absieht! Nächstes Mal aber bitte einen Eingang in Parkplatznähe (Futter, Bier und Zelte rund ums Gelände schleppen ist nicht so doll...).
Musikalisch eine ausgewogene Mischung zwischen Indiepop und hartem Metall. Die Platzierungen waren teilweise suboptimal (z. B. Tool, oder Massive Attack wären nach Placebo besser gewesen - erst rocken, dann chillen :) . Mal sehen wen sie nächstes Jahr zu bieten haben...
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Kommentare
sorry fürs layout
verzeiht mir das schlechte layout, aber das mit den bildern reinzuladen haut noch nciht ganz hin. und wenn i no länger rumprobiere wirds herbst bis der artikel erscheint....
einfach den links folgen, sind ein paar nette bilder daber (v.a. das zelt am fließend wasser :grin )
ein großes werk ...
... passend zum großen open-air. das mit den bilden wird schon, mail dir mal ne kurzeinführung. auffällig hohe dichte an verlinkungen -- yeah! und das mit axl: das wird schon wieder. bis zur pensionierung im jahr 2030 wird er die bühnen wohl noch unsicher machen!
ad wollt ihr den totalen grieg: danke schlo! für die erinnerung an einen untötbaren gassenhauer. was haben wir gelacht, schabi, ich und unzählige opfer. rocks!
geh leck!
ergiebiges protokoll! als wär man selber dort gewesen - da bekommt man doch glatt auch wieder irgendwie lust auf die gute alte rocksau. 8)
gute alte rocksau!
jaja, ich hab auch lange zeit meine wurzeln im heavy metal verleugnet und mir ausschließlich psy-stuff reingezogen...
ab und zu wieder mal kopfnicken befreit das hirn! und metallicas master of puppets kann man auch sehr gut auf der viptribüne mit geschlossenen augen (kopfkino) genießen 8)
achja: danke admin
fürs nachträglich layoutieren!
das zelt in der pfütze ist geil, oder? neben dem gabs noch weitere, die sogar noch bewohnt waren! kurz davor stand ein schild "willkommen in caorle" :grin
wie aus dem Bilderbuch...
...dieser beitrag - und ja... die rocksau....
sollte vermutlich auch nochmal den kopf schütteln vor und zurück - links/rechts machich täglich ob der absurdität der welt *seufts* - solagne es noch geht
:roll :grin :roll
Cliff'em all.
Ja. Cliff... da geht nichts drüber. Und Metallica würd ich mir gern auch noch mal anschaun, bevor DIE sich liften lassen.
Und Massive Attack.... ich beneid' Dich wirklich.
psy vs. rock?
da die moriz in der stadt verweilt am wochenende, kann sie sich mit anderen interessierten eben genau die psy vs. rock - situation am samstag auf der donauinsel geben. da is ein goa bei der wasserrutsche und sicherlich vollkomen durchzogen mit rock und pop und schlager und country und dem üblichen irrwitzigen donauinsel-stuff. :eek