Schöne Körper/Hiphop Dance mal anders: RIZE
Denen, welchen das Feature über Parkour gefallen hat, sei der Film RIZE ans Herz gelegt: der Hochglanz-Photograph David LaChapelle ist eigentlich eher für seine Porn-Chic-Kampagnen für Levi's, Diesel, Pepsi etc. bekannt.
(EDIT: Der Film Rize läuft derzeit im Admiral-Kino in Wien und ist in vielen Videotheken erhältlich.)
Sein Film RIZE (2005) versteht sich allerdings als Dokumentation: LaChapelle hat sich einer Tanz-Subkultur angenommen, die 1992 in South-Central, LA entstanden ist: Clowning bzw. Krumping nennt sich die Sache und sie vereint - weitab von BlingBling und Bitches - Elemente von Tabledance, Pogo und Breakdance miteinand.
Die zentrale Figur der Szene ist Tommy, ein Geburtstagsclown, der den Tanzstil 1992 entwickelte - nach eigenen Angaben als direkte Reaktion auf die Rodney-King-Riots. Tommy, verurteilter Drogendealer, wollte den Kids Alternativen zur Gewalt aufzeigen. Seitdem verdingt sich der Gute als Partyclown, Streetworker, Tanzlehrer und Veranstalter von Dance Battles. Um die 50 Tanzgruppen soll es mittlerweile in LA geben; neben dem Clowning hat sich auch eine etwas härtere Spielart, das Krumping, etabliert. Die Krumper, die sich als die toughere, ehrlichere Variante der Clowns sehen, haben ihre Gesichtsbemalungen zu abstrakteren, vom Graffiti beeinflussten Schminkstils weiterentwickelt. Ihre Tanzform scheint extrem aggressiv, extrem schnell und fernab von dem, was man sich landläufig unter Breakdance vorstellt - einfach raw.
Freilich folgen der Film und seine Protagonisten bewährten Entertainment-Regeln: die Dramatik aus kriminellem Background, Hinwendung zur Religion (gegen Ende des Films wird in der Kirche getanzt), dem Erkennen einer sozialen Aufgabe und der Errettung des Protagonisten ist amerikanisches Entertainment par excellence, die Mythen sind jene, die man aus allen Gesellschaftsschichten zur genüge kennt. Tommy scheint außerdem ein recht cleverer Geschäftsmann zu sein (die allwöchentlichen Battles finden nach wie vor unter seiner Ägide statt), und über den Realitätsgehalt von Dokumentationen kann man sowieso trefflich streiten. Zumal sich gegen Ende des Films der Plastikchic von LaChapelle zunehmend seinen Weg bahnt: Schöne Körper, Schweiß, Licht, verzückte Gesichter - und das alles zu den Klängen von "O Happy Days".
Trotzdem: die Erkenntnis, dass es auch HipHop-Kultur abseits von Markenklamotten und Brillianten gibt, ist erfrischend, die Musik passt über weite Strecken. Und die Performances der Krumper sind teilweise schlichtweg genial, was auch Missy Elliott und die Chemical Brothers erkannt haben und in ihren Videos zu nutzen wussten.
Der Maitre selbst ist indes wieder zur Hochglanzphotographie zurückgekehrt - demnächst erscheint sein Bildband "Artists and Prostitutes" - zum flockigen Preis von 1250 Euro.
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Kommentare
Rize auf MTV
tja, war leider schon, und zwar vorgestern. wer allerdings den wirklich coolen film noch sehen will - da wird sich schon ne möglichkeit finden. wir haben hier wohl themenwoche "trance und körperliche ertüchtigung". ;-)
Wie gesagt, im Admiral-Kino in der Burgg
rennt's noch.