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Irgendwie gibt es hier viel von allem, vor allem Menschen, Verkehr und Natur. Wir haben Frösche, Kraniche, Adler, Libellen, Raben, Katzen, Hunde, Eisvögel, Affen, Geckos, Schweine, Eidechsen, Tausendfüßler, Termiten, Ameisen, Schafe, Ziegen, Schlangen, Fische, Krebse, Aale, Käfer, Kakerlaken, Moskitos, Ratten, Eichhörnchen, Wasserbüffel und noch viele andere Tiere gesehen, manche davon sogar im Zimmer. Und Kühe. Ziemlich viele Kühe.
Natürlich weiß man: in Indien laufen viele Kühe herum, die sind heilig und dürfen alles, was der mitteleuropäischen Hauskuh verboten ist, also etwa auf der dreispurigen Straße gemütlich das Frühstück zum zweiten Mal essen oder im Straßenrestaurant auf der Terrasse gedankenverloren die Deko fressen und mit treuherzigem, fast philosophischen Blick aus lang bewimperten Augen vor den abendessenden Menschen die volle Blase erleichtern. Irgendwie kann man es nach kurzer Zeit schon verstehen, warum die Kuh heilig ist: es sind majestätische, riesige, wunderschöne Tiere, sanftmütig und nicht aufdringlich, die hier eben auch in den Städten, genau wie alle anderen, ihrem Alltag nachgehen. Ich bin ein Fan der Kühe hier, auch wenn man abseits der Großstädte gut aufpassen muss, wo man hinsteigt. Abends kehren sie übrigens alle nach Hause zurück von ihrem Tagesgeschäft, in kleine Ställe zwischen den Häusern oder irgendwo am Stadtrand. Davon können die Kühe andernorts nur träumen - hier gibt es keine so klaren Grenzen zwischen der Welt der Tiere und der Menschen, aber ganz allgemein ist es hier mit den Grenzen etwas anders, was definitionsgemäß die Definitionen ziemlich erschwert. Auch zwischen den Menschen sind die Grenzen durchlässiger, was die europäische Marotte mit der Privat- und Intimsphäre eher obsolet macht. Aufdringlichkeit ist nur ein böses Wort für ehrliche Neugier und interessierte Anteilnahme, zumindest im Süden Indiens, wo die Menschen wohl auch reicher und gelassener sein dürften als im Norden - der wird aber wohl dann auch anders sein, als man ihn sich zuvor vorgestellt hat. What is your name? Your country? Ah, Australia. You like India? Sisters? Brothers? Jedenfalls fängt man selbst nach kurzer Zeit damit an, wie die Inder auf Fragen mit dem Kopf zu wackeln. Ja? Nein? Vielleicht? Und der Verkehr? Den kann man sich wirklich kaum vorstellen, denn auch hier sind die Grenzen durchlässiger. Dank an Ganesh, den Beseitiger der Hindernisse, dass er im indischen Verkehr die beruhigenden Maßnahmen wie Dauerstau, Schlaglöcher, originellen Gegenverkehr und eine reiche Tierwelt nicht beseitigt hat, denn ansonsten würden sich die Inder bei höheren Geschwindigkeiten als den durchschnittlich möglichen 20 kmh trotz hoher Geburtenraten unwiderruflich in die Selbstausrottung manövrieren. So geschieht erstaunlich wenig, und statt der Gas- und Bremspedale ist die Hupe im Dauereinsatz. Und: Indien ist groß, ja, größer, als man es sich vorstellt. Auch wenn man da ist. Oder eher: Besonders wenn man da ist, denn außerdem ist auch alles viel langsamer hier. So schnell kommen wir hier nicht weg. Und das passt schon so.
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Kommentare
mit großer Freude...
... vernehme ich, dass es euch soweit gut geht - ja und es scheint so zu sein wie ich's mir vorstelle :grin
wunderschöner Bericht und Kühe SIND cool
liebe Grüße an die Götter - Bom Shiva
horn please
bleibt da wohl nur mehr zu sagen.
herrlich, dieser bericht von incredible india, offensichtlich ändern sich gewisse dinge nie und das thema zeit find ich umso interessanter, dass alles auf einmal so langsam wird....
thumbs up für den input, go with the flow
wunderbar,
unser admin philosophiert über Kühe und den Verkehr. Es scheint, also ob ihr den Stress auch schon abgeschüttelt habt. Weiterhin viel Spaß! Bei uns ist es kommenden So soweit dem Stress und der Kälte zu entfliehen.