Field Recordings
Die tollen Tracks von Schüttelgrad Soundscapes haben mich dazu inspiriert, etwas im Netz zu stöbern - und siehe da: das Ding hat einen Namen! Field Recordings, also Aufnahmen im "Feld" (Feld wie in Feldforschung, nicht gezwungenermaßen wie in Getreidefeld), sind der Schnittpunkt zwischen Ethnologie, Komposition, Noise, Archivwesen, Industrial Music und Ambient.
Frances Densmore spielt dem Mountain Chief ein Ständchen (1912 1916).
Frühe Versuche (seit 1890) waren aufgrund der Größe der Gerätschaften noch etwas mühsam, in den 50ern erleichterte die Etablierung des Tonbands Vertretern der Musique Concrete wie Pierre Schaeffer und Pierre Henry die Nutzung der Geräusche als kompositorisches Mittel. Erstmals wurde auch verfremdet, verlangsamt, rückwärts gespielt, also das getan, was für uns heute dank Sampler gang und gäbe ist. Wohl gemerkt: damals mit Tonband, Schere und Kleber...
Während Space-Rock-Gruppen wie Pink Floyd mit Tonbändern experimentierten (etwa auf dem grandiosen Album Ummagumma von 1969), war es wohl Samplegott Brian Eno, der in seinem sehr zu empfehlenden Ambient-Zyklus (Music for Airports, 1978) nicht nur die Ambient-Music erfand, sondern Field Recordings als Hauptelement in die Populärmusik einführte, was von Künstlern wie The Orb aufgegriffen wurde. Etwa zur gleichen Zeit, aber mit grundlegend verschiedener Stoßrichtung, begannen die Industrial-Pioniere Throbbing Gristle Umgebungsgeräusche und Tapeloops in ihre marzialischen Musikcollagen einzubauen - über Nachfahren wie Coil, die leider nicht mehr existenten Psychic TV und den großen James George Thirlwell aka Foetus landet das Erbe des Fieldrecordings bei NIN, Marilyn Manson und Co.
Die Hardcore-Field-Recorder können mit solch kompositorischem Schnickschnack freilich wenig anfangen: mit einem Minidisc- oder MP3-Recorder bewaffnet geht's hier auf die Suche nach dem puren Sound. Unser Freund Schüttelgrad Soundscapes hat sich wohl diesem Purismus verschrieben - allein, es geht noch extremer: es gibt Künstler, denen Ambientgeräusche noch viel zu viel sind - sie nehmen verschiedene Varianten von Stille auf.
Links:
http://soundtransit.nl - Sehr schöne Seite mit Suchmaschine, Suche auch nach Orten
http://www.phonography.org/index.htm - Seite mit geschichtlichem Abriss, Links, Tutorials
http://freesound.iua.upf.edu/geotagsView.php - Seite, welche die Suche mit Google Map verbindet
http://www.fennesz.com/ - Seite von Wiener Mego-Artist Fennesz, der auch mit Field-Recordings arbeitet.
http://www.ulrichtroyer.com/ - Ebenfalls bei Mego: unser allseits beliebter Ulrich Troyer, seines Zeichens KüchenFieldRecorder.
http://www.brainwashed.com/godspeed/ - Godspeed You! Black Emperor: Großartige Postrock-Fieldrecorder-Band. Wer die nicht kennt - unbedingt anhören!
http://www.uncoveror.com/nothing.htm - Absurd: Urheberrechtsklage wegen "gesampleter" Stille aus John Cages 4'33''
- Anmelden um Kommentare zu schreiben
Kommentare
respekt risa!
die fotos sind mehr als beeindruckend, respekt! alles mit lomo?
ich finde ja das foto suk extrem gelungen.
landschaftlich gesehen, v.a. der wasserfall, hast du allein deswegen wohl eine geile woche gehabt. alles in allem: sehr interessante eindrüke, die du da mit uns teilst!
irgendwaann könnt ma wirklich auch einen beitrag zusammen basteln, obwohl schon ein bissi lang her, dennoch: ich find die idee nach wie vor charmant: risa und moriz reisten nach bulgarien... 8)
unbedingt!
bulgarien!
danke.danke. das freut mich sehr! alles mit spiegelreflex analog, dann auf daten cd. ja und das mit der bulgarien reise würd ich gern mit dir machen!
paßt
:grin