Die Irren haben den Mut
Der zweite große politische Schock seines Lebens ist - neben dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs - die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus.
1933 ist Musil in Berlin und sieht mit eigenen Augen den Rausch der Massen, die irrationale Erregung, die ihn an seine eigene hysterische "Krankheit" bei Kriegsbeginn denken lässt: "Ich sehe eine ungeheure Begeisterung, und erinnere mich an den Juli 1914", schreibt er erschrocken über die Ähnlichkeit gewisser Aspekte von zwei Schlüsselereignissen der europäischen Geschichte. Der Deutsche Irrsinn von 1933 schleicht sich sehr bald in die weitere Konzeption seines Romans ein: "Die Irren haben den Mut", notiert er in einem Entwurf für eine Variante des Kapitels über die psychisch kranke Clarisse und das Irrenhaus des wahnsinnigen Mörders Moosbrugger.
Quelle: Robert Musils feine Antennen für die Politik. / Franz Haas. - In: Literatur und Kritik. - ISSN 0024-466x. - 437 / 438(2009 Sep). - p. 44-51.
Bildquelle: EnlargeYourPen
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Kommentare
chapeau!
sehr schöner fund. hier auch was, nochmals: [url]http://www.flickr.com/photos/49100773@N03/4500632801/[/url]