Joachim Koch - megaphilosophie (Steidl, Göttingen 2003)

kochWie ernst kann man ein Buch nehmen, das "megaphilosophie" heißt? Der Untertitel macht da schon mehr klar: "Das Freiheitsversprechen der Ökonomie". Koch meint: Nachdem zuvor die Religion als Maßstab zur Deutung der Welt galt, war es später die Vernunft - und seit über einem Jahrhundert ist es die Ökonomie, die als allem zugrundeliegende "Megaphilosophie" unsere Vorstellungen von Glück und Lebenssinn prägt. Wenn man anerkennend hört, dieser oder jener habe "es geschafft", dann ist diese Megaphilosophie am Werk: der Wert eines Lebens bemisst sich in Zahlen. 

Koch argumentiert dicht und schlüssig; man bemerkt, dass er nicht "nur" als Philosoph, sondern auch als Wirtschaftsberater tätig war. Besonders aufschlussreich sind die Kapitel, in denen er über "Markenphilosophien" und Konsum- und Werbungsdenken schreibt.

Jede Menge großer Namen werden bemüht: von Kierkegaard über Marx und Nietzsche, hier wird fundiert philosophisch gedacht. Dabei bleibt Koch aber immer lesbar: auch Nicht-Spezialisten werden mit der Lektüre nicht überfordert, da Koch stets bemüht ist, keinem allzu starken Expertensprech zu verfallen.

Mich hat schon der Klappentext zum Kauf verleitet: "Die Ökonomie stellt einen Absolutheitsanspruch. Nur den Nutzen im Visier, gibt sie vor, Träume zu verwirklichen. SIe verspricht viel, doch uneingelöste Versprechen schreibt sie stets dem persönlichen Versagen und der Schuld eines jeden einzelnen zu [The american nightmare. Anm.]  Ihr Freiheitsbegriff lässt sich auf einen Satz reduzieren: Wenn du reich bist, bist du frei."

Was mich daran interessiert hat: Koch hat recht, wenn er die völlige Durchdringung unserer Welt durch die Ökonomie offenlegt. Vielleicht auch ein Anlass, einige Ansichten für sich selbst neu zu hinterfragen.