Krampfrhetorik

Schade, dass der Wahlkampf mit seinen TV-Konfrontationen vorbei ist: Richtiges und schönes Sprechen, kluge Wortwahl und stilsichere, souveräne Eloquenz sind in diesem schönen Land also doch noch nicht in Vergessenheit geraten. Eine Kurzzusammenfassung

Also, eines muss ich jetzt in aller Klarheit sagen: Es kann doch nicht angehen, dass hier, und das sage ich in aller Deutlichkeit, dass hier von der Gegenseite unglaubliche Lügen verbreitet werden. Wir haben schon immer gesagt, und da kann Ihnen der Schweiß noch so von der Oberlippe spritzen, wir haben schon immer gesagt: Mit uns nicht! Und es ist schon zum Wundern, dass Sie noch vor kurzem das genaue Gegenteil gesagt haben, und da zitiere ich aus meinen Unterlagen, und das genau ist der Punkt: Sie stehen für eine unmenschliche Politik, für Belastungen, für Bonzentum, für Haschtrafiken, für den Eurofighter, für Angstmacherei, für Freunderlwirtschaft, für Inkompetenz, für die Benachteiligung des kleinen Mannes auf der Straße, für ein unmenschliches Asylgesetz, für Multikulti, für Rassismus, für die Bawag, für den Pflegenotstand, für den Bildungsnotstand, für Fußpilz, für diese unnedigen Futzerln vom Rindfleisch, die einem immer in den Zähnen picken bleiben, für alles, was nicht stimmt in diesem Land, und da muss man in aller Klarheit sagen, und ich glaube, das ist ganz wesentlich: Wir waren da schon immer dagegen!

Ich habe da sogar einen Brief, in dem ein anonymer Österreicher uns darauf hinweist, dass Ihre Partei plant, dass in Zukunft bei der Zubereitung vom österreichischen Schweinsbratl nur mehr koscher geschlachtetes Hammelfleisch verwendet werden darf, dass aus religiösen und ästhetischen Gründen die Innen- und Bildungsministerium nur mehr verschleiert ins Fernsehen dürfen und dass Ihre Partei vor einer Woche schon heimlich unser Wasser an einen iranischen Ölscheich verkaufen wollte! Wie bitte? Natürlich ist das ein echter Brief, da schauen S’, das ist der Brief, da ist das Kuvert, abgestempelte Briefmarke, alles! Glauben S’, ich kenn keinen echten Brief? Es kann doch nicht angehen, dass, und das ist ein ganz wesentlicher Punkt – net so viel dreinreden, zuhören, weil jetzt bin ich am Wort, pscht! – es kann doch nicht angehen, und bitte, da hab ich auch eine Statistik mitgebracht, ich darf’s kurz in die Kamera halten, und da sieht man ganz deutlich: links ist die Meinung Ihrer Partei zu diesem Thema, und das daneben ist unsere, und bitte, da, das Zahlenmaterial lügt nicht: 25,17 gegen sage und schreibe 13,6 bei Ihnen, also bitte, da erübrigt sich alles Weitere.

Sie wissen selber, dass das nicht wahr ist, aber das ist genau Ihr Niveau, das ist typisch, so eine weiße Weste kann man gar net haben, dass bei Ihrem Schmutzkübelschleudern nicht irgendwo ein Dreck hängenbleibt, den Sie aber vor allem selber am Stecken haben. Wir haben in den letzten Jahren hervorragende Regierungsarbeit geleistet, und gleichzeitig, das ist, glaube ich ganz wesentlich, das muss auch einmal gesagt werden, würde es ohne uns als starke Opposition heute in diesem Land nicht so aussehen, wie wir alle hoffen, dass es aussieht, aber wenn es nach Ihnen geht, sieht es so aus, wie Sie sich das in Ihren Sandkastenfantasien so vorstellen. Der Wähler hat das schon durchschaut: Sie brauchen jetzt diesen Skandal nicht schönreden, unsere Erfolge kleinreden und außerdem mir immer dreinreden, weil sonst muss ich Ihnen einmal meine Grundsätzlichkeiten in aller Klarheit ganz wesentlich darlegen, dass Ihnen vierzehn Tag der Stadl wackelt, ja?

Also, wenn S’ mich unbedingt fragen müssen, mit wem wir nach der Wahl verhandeln werden, muss ich Ihnen deutlich sagen, und ich glaub, das ist ein ganz wesentlicher Punkt, dass die Koalitionsverhandlungen erst nach der Wahl geführt werden, weil wir sonst in Opposition gehen und die erfolgreiche Regierungsarbeit aus dem Schmollwinkerl fortsetzen, wo wir vom kleinen Mann als Kontrollorgan ein Mandat haben. Nein, ich mein den kleinen Mann jetzt metaphorisch.

Wenn Sie mir die Gelegenheit geben und meinen Gesprächspartner bei der Beendigung seines Sprechdurchfalls unterstützen, kann ich Ihnen ganz deutlich, und ich glaube, das ist das Wesentliche, sagen, dass es ja nicht sein kann, dass in Österreich, wo es uns allen so gut geht und wo alles besser bleibt, wo wir noch dazu bitte die niedrigsten Statistiken von ganz Europa haben, weil wir’s können, nicht, ich hab da ein paar Statistiken mit, bitte, Sie können die Früchte unserer Reformarbeit gern überprüfen, Sie werden sehen, so niedrige Statistiken haben sonst nicht einmal die Finnen, die Sie ja immer so loben. Übrigens, wenn’s dort so toll ist: Gehen S’ doch rüber! Mit der Bahn, mit dem Flugzeug, mit Autobussen, aber zu Ihrer Frage nach den Koalitionsoptionen nach der Wahl, also, da muss man leider abwarten, bis der Wähler gesprochen hat, und dann, wenn wir das wissen, und das muss jetzt mit aller Klarheit gesagt werden, dann werden wir uns dann hinsetzen. Und dann machen wir uns das schon untereinander aus. Weil schließlich muss man ja mit allen reden können.