911 - Gründungsmythos des 21. Jahrhunderts?

Kong vs. bin Laden

9/11 – wieder - in den Zeitungen, auf allen Kanälen, im Kino, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (klar: Bildungsauftrag!). Ehrlich: Man hat es schon oft genug gesehen. Was man weniger im Gedächtnis hat, sind die Fakten. Manches, meint man, sollte jetzt, nach fünf Jahren Untersuchungen, fix sein. Zum Beispiel das: Osama bin Laden hat damit was zu tun. Ups, leider, nicht mal das kann man sagen. Gegen ihn liegen in Sachen 9/11 keine Beweise vor. „Zumindest aus Sicht der ermittelnden Behörde FBI, dessen Sprecher im Juni 2006 bekundete, dass für eine Verbindung Bin Ladens mit 9/11 "no hard evidence" existiert.“  Was ist die Wahrheit? Man sollte es ehrlich zugeben: Man kann's nicht wissen. Willkommen in der Welt der WTC-Mythologie. >>>

Dang! He's breathing in my ear!

Mathias Bröckers, Journalist bei taz und Telepolis, musste sich für seine Telepolis-Reihe „The WTC-Conspiracy“ schon einiges nennen lassen. Bröckers, der u.a. auch deutscher Herausgeber von R.A.Wilsons „Lexikon der Verschwörungstheorien“ ist, weist allerdings zu Recht darauf hin, dass es im Fall von 9/11 momentan NUR Verschwörungstheorien gibt – alle Varianten, auch die offizielle, sind Erklärungen, die sich nicht schlüssig beweisen lassen. Und Verschwörungstheorien sind vor allem eins: soziale Phänomene. (Hier sein aktueller, sehr lesenswerter Artikel auf Telepolis: 9/11 revisited .)

Kein Wunder, dass die ganze Sache auch der US-Öffentlichkeit inzwischen spanisch vorkommt. Die immer lauter werdende „9/11-Truth“ -Bewegung etwa  fordert erneute Untersuchungen, und gar 36% der US-Amerikaner halten eine Verschwörung der eigenen Regierung für denkbar.  

Auch im Web 2.0 schürt sich die neue Skepsis wie von selbst: Loose Change , eine Self-Made-Doku des 22-jährigen Amerikaners Dylan Avery, in der alle Ungereimtheiten sowie Verschwörungstheorien zu 9/11 auf unterhaltsame Weise vermixt werden, ist ein Webphänomen geworden. Auch September 11 revisited stellt - auf objektivere Weise als Loose Change - viele unangenehme Fragen.

Wird’s also bald Antworten geben? Dazu die Gegenfrage: JFK ? Manche Fragen werden wohl nie beantwortet werden. Dafür gibt’s aber was auf die Tränendrüse: Nick Cage im neuen Film von Oliver Stone, „World Trade Center“. Verschüttet unter Trümmern. Wer's war, wird hier nicht gefragt. Was bleibt als Kontrast fürs fünfjährige? Zefrank erzählt.

"The problem is not what people believe. The problem is that they believe." -- Jerry Davidson Wheatley