tamtam Gaming: High Tea

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Kleiner Ausreißer zum hochliterarischen games-Blogging auf Videogametourism: Da sag noch mal einer, dass man beim Spielen nicht auch was lernen kann: High Tea ist ein Freeware-Strategiespiel, in dem man ein Stück Geschichte am eigenen Leibe nachspielt. Ende des 19. Jahrhunderts war China Großbritanniens einziger Tee-Lieferpartner; weil die Tee-Sucht der Briten aber immer größer wurde, kam man auf die clevere Idee, statt mit barer Münze mit Opium aus den britischen Mohnfeldern in Bengalen dafür zu bezahlen. 

Dass das Kaiserreich China damit angesichts rasant steigender Abhängigkeitszahlen nicht gerade glücklich war, kann man sich vorstellen; dennoch verdienten sich die Ostindische Kompanie mit dem Schmuggel von Opium ins Reich der Mitte und dem Verkauf von Tee nach Europa eine goldene Nase. Als China dem Ganzen einen Riegel vorschieben wollte, griff Großbritannien zur Gewalt - die Folge war der erste Opiumkrieg, der mit der Abtretung Hongkongs an die Briten endete.

In High Tea, das gratis im Browser spielbar ist, ist man nun einer jener Ostindien-Kapitalisten zur Blütezeit des florierenden Handels zwischen Opium- und Teein-Sucht. Unter anfangs mäßigem Zeitdruck heißt es, Tee und Opium möglichst günstig ein- und möglichst teuer wieder zu verkaufen. Schwierigkeiten machen dabei fluktuierende Preise, chinesische Zollkontrollen und der ständig steigende Teedurst der Briten in Europa - von Jahr zu Jahr müssen größere Teemengen exportiert werden, während zugleich der Opiumhandel immer lukrativer, aber gefährlicher wird.

Eine Partie dauert - je nach Erfolg - eine knappe Viertelstunde, das Jonglieren mit Angebot und Nachfrage sowie Risikoabwägung ist fordernd und unterhaltsam, und auch Nichtkapitalisten bemerken, dass man im Eifer des faszinierenden Spiels von kurzzeitigem Gewinn und perfekten Verkaufsmomenten schon mal vergessen kann, was man dabei eigentlich genau tut - eine Lehre fürs Jetzt, würde ich mal sagen. 

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Erinnert an Oiligarchy (das hatten wir hier schon mal), ist sehr nett für zwischendurch und, wie gesagt: Lernen kann man auch was, zum Beispiel, dass Globalisierung schon 1840 Gewinner und Verlierer kannte.