Angfressen4Life
Sehr eigen, was Roland Düringer im letzten Donnerstalk ever als Betthupferl zum Besten gegeben hat. Irgendwie bezeichnend für Österreich, dass ein Volksschauspieler wie Düringer in der leider etwas abgehalfterten Politkabarettsendung des proporzbesetzten Staatssenders eine, tja, halblustige Halbpersiflage auf das global auftretende Phänomen "Wutbürger" abliefert (in der Einspielung vor diesem Schlussplädoyer war Düringer übrigens deutlicher als Wutbürger-Witzfigur zu sehen). Dabei merke ich zumindest schmerzhaft, wie aufgesetzt das Ganze eigentlich ist - bei allem inhaltlichen "Eh" spießt's sich irgendwie trotzdem. Vielleicht ists ja was Formales, was mich stört: das bundesdeutsche Wort "wütend" hat Herr Hinterholzhacht wohl ansonsten zu Recht nicht in seinem Wortschatz, vor allem, wenn es so schöne Austriazismen wie "angfressen" oder "augfäut" zur Wahl gäbe.
Vielleicht ist das ja ebenso ein kleineres Problem des österreichischen Kabaretts - oder des österreichischen Gemüts? -, dass man ja sowieso gewohnt ist, der Realität mit einem respektablen Grant zu begegnen? Ob so viel jahrhundertelangem Angfressensein fällt es dann halt auch schwerer, den Moment zu übernasern, ab dem der Normallevel Grant zu wenig wäre. Die Welt steht nimmer lang! Denn natürlich muss man angesichts all dessen, was sich in den Spätstadien des Kapitalismus täglich ereignet, mit ganz, ganz großem Grant reagieren. Projekt für alle: Den nächsten Finanzspekulanten, den wir treffen, rammen wir mit dem nächsten Politbonzen ungespitzt in die tieferen Erdschichten des Planeten. Ich hab gehört, da solls Gold geben - ist ja angeblich krisensicher.
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