M.A.N.A. - Macht Aus Neu Alt!
Was haben wir gelacht. MANA: offen, partizipatorisch, demokratisch! Wie bitte? Da könnt' dann aber ja jeder kommen? Also doch lieber Vollgas zurück. M.A.N.A. - Media Art Net Austria? Oder doch eher Mauscheln, Abchecken, Nebelwerfen, Absahnen?
Die Unsicherheit bezüglich Mana war in den letzten Wochen enorm: Plenumssitzungen, die üppige 48 Stunden vor dem Termin angekündigt wurden, Massenmailings in bester DAU-Manier sowie höchst undurchsichtige Radikalentscheidungen, Kurswechsel und Homepage-Kahlschlag. Es sah fast so aus, als würde den Betreibern des ambitionierten Projekts das Ganze über den Kopf wachsen. Und - keine Überraschung - so war es auch. weiterlesen
Mal ehrlich, Mana: Die Ansprüche, die man sich zu Beginn des Projekts gesetzt hatte, waren in der Theorie hoch. Jede/r sollte sich um die Netzkultursubventionen bewerben können, was Netzkunst ist, sollte dem/der Einzelnen überlassen bleiben, die Wunderwerke der Spieltheorie sollten offen und demokratisch darüber entscheiden, wer wie viel Kohle bekommt. Doch schon ganz zu Beginn wurde man das Gefühl nicht los, dass da einige wenige eigentlich lieber ihr eigenes Geheimsüppchen kochen wollten und dass die Beteiligung von nicht verhaberten Fressfeinden eigentlich eher unerwünscht war. Wie sonst erklärt man sich die beinahe hermetisch zu nennende Unübersichtlichkeit der alten Mana-Homepage, auf der man nur mit viel Geduld und Glück sinnvolle Infos entdecken konnte? Wie erklärt man die seltsame Tatsache, dass so gut wie KEINE Öffentlichkeitsarbeit betrieben wurde, um das Projekt in den Medien darzustellen? Aus sehr gut unterrichteten Kreisen war zu hören, dass bei den Sitzungen zu mana die Fetzen regelmäßig flogen, weil sich offenbar einige Netzkünstler nur ungern mit der plebs misera und den blöderweise dann auch mitmischenden Netznobodys um die begehrten Fördergelder streiten wollten. Kurzum: Da könnt' ja jeder kommen. Dumm nur, dass die wahnsinnig coolen, bei mana v1.0 oft gefallenen Schlagwörter "offen", "partizipatorisch" und "demokratisch" in der Praxis dann ja wohl auch viele der für Österreich typischen Seilschaften und Verhaberungen gefährdet hätten.
Denn blöderweise hatten sich dann bis zum obskuren Anmeldeschluss doch noch etwa 170 Members registriert, und das, obwohl ja eh alles getan wurde, um die Sache klein zu halten. Die alte Mana-HP war ein schlechter Witz, das Mana-Blog hatte bis Februar als letzten aktuellen Eintrag eine dürre technische Ankündigung vom September 2005 zu bieten. Gipfel der Spaßigkeiten war die Erkenntnis, dass das bis Anfang März verwendete Anmeldungssystem so unsicher war, dass buchstäblich jeder Nachwuchshacker ALLE Passwörter des Servers auslesen hätte können. Auch die mögliche Registrierung jeder "natürlichen Person" kam in die Kritik: Einige wenige (hier ist von einem einzigen Fall die Rede) könnten sich selbst mehrfach registrieren, um sich selbst Geld zuzuschanzen. Zugegeben: Das sind alles Probleme, die für ein Netzfördermodell schlagend sind. Dennoch erscheint es - gaaaaanz milde ausgedrückt - mehr als dilettantisch, dass diese Mängel erst im allerletzten Moment aufflogen, also als bereits die Anmeldungen abgeschlossen waren.
Grund genug für eine Radikalkur: Mitte März verschwand die alte Plattform sang- und klanglos, und wie durch ein Wunder sind mit der neuen Version ein paar alte Bekannte aus der bisheigen Vergabepolitik wieder aufgetaucht: eine Vergabejury, die befinden wird, was Netzkunst ist; die Verpflichtung, vergangene und aktuelle Projekte als Showcase auszustellen; die Sperrung des Listenarchivs für nichtregistrierte User. Also Business as usual, undmit den neuen Regeln ist auch endlich die Gefahr gebannt, dass unbekannte Neulinge in die Pfründe der Stadtförderung einbrechen könnten.
Es mag durchaus sein, dass ein Vergabemodell im Bereich Netzkunst etwas Moderation verträgt. Es mag durchaus sein, dass es nicht schlecht ist, wenn Menschen, die etwas davon verstehen, die Auswahl treffen, wer Geld bekommt, und nicht der Freundeskreis, der sich geschlossen zur fröhlichen Punktekeilerei versammelt. Es mag auch sein, dass das Spielmodell von Mana Zukunft hat und sich gerade im Bereich Netzkunst auf längere Sicht durchsetzen wird. Unbestritten bleibt aber, dass das hier abgelieferte Schauspiel recht traurig anzusehen ist: dilletantisch, chaotisch und von Eitelkeiten nicht frei. Das Ganze würde weniger schwer wiegen, wenn nicht die Erwartungen selbst so hoch geschraubt worden wären.
Offen, demokratisch, partizipatorisch? Für diejenigen, die bereits in diesem Bereich gearbeitet haben, die Connections und die Ellbogen haben, sich weiter zu positionieren: ja. Für kleine Projekte, die noch nicht etabliert sind: njet. Das nennt man das Henne-Ei-Problem. Insofern bleibt alles beim Alten. Frohes Punktewerfen! Mit den neuen Regeln seid ihr ja gottlob wieder unter euch.
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