Reality Cracking: Nestlé vs Greenpeace
Schockeffekte haben was Gutes. Dass es Nestlé nicht behagt, öffentlich kritisiert zu werden, wurde wenig elegant klar, als der Schweizer Lebensmittelriese das ursprüngliche Video der Greenpeace-Kampagne von YouTube löschen ließ - wegen Urheberrechtsproblemen und Copyrightverletzung. Soso.
Inzwischen ist das Ding wieder überall online, Greenpeace freut sich über die Gratis-PR und die PR-Branche jammert, dass das alles unfair sei.
"Ich fange an mir Sorgen darüber zu machen, ob die ehemals Ohn-Mächtigen anfangen, Macht zu missbrauchen",
schluchzt etwa Mirko Lange von der deutschen PR-Agentur Talkabout. Die bösen Multiplikatoren der Weböffentlichkeit in zahllosen Blogs würden bewusst gemein sein. Denkt denn niemand an den armen Konzern? Da arbeiten ja auch nur Menschen!
"Mein Eindruck ist jedoch, dass es Greenpeace nicht wirklich und nicht
ausschließlich um die Sache geht. Greenpeace geht es um maximale
Aufmerksamkeit, und auch vorsätzlich erzeugten Schaden. Für Greenpeace
gilt nicht nur "ohne Rücksicht auf Verluste", für Greenpeace ist der
Schaden gewollt. Da ist es ganz egal, ganz auch menschliche Schicksale
mit Nestlé verbunden sind."
Und weiter:
"Nestlé hat sicherlich auch jahrelang von der Zerstörung der Regenwälder
profitiert und sich schuldig gemacht. Aber nach meiner Meinung kann
Unrecht nicht Unrecht legitimieren. Und was Greenpeace tut, ist
Unrecht. Es ist rechthaberisch, verletzend, schädigend, polemisch und
manipulativ."
Sowas. Der Zweck heiligt die Mittel - aber aus Sicht der Werbung wohl nur dann, wenn der Zweck ist, Aufmerksamkeit auf ein Kosumprodukt zu lenken. Wahrscheinlich sollten wir als mündige Konsumenten uns halt einfach selbstständig informieren, leise, emsig, im stillen Kämmerlein. Dass Palmöl in die Schokolade kommt, muss man als von den Medien zur Mündigkeit erzogener Konsument schon wissen. Steht ja auch ganz winzig im Kleinstgedruckten auf dem Riegel oben, direkt hinter der zerknitterten Falzlinie oder so. Und dass das halt billig aus gerodetem Urwald in Indonesien kommt - Mann, muss man da echt so einen Aufstand machen? Die unsichtbare Hand wird's regeln!
Sorry: Greenpeace glaub ich irgendwie mehr als Nestlé. Ein bisschen Unrecht nehm ich da schon in Kauf. Woher das bloß kommt.
Schöner Kommentar dazu hier.
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