Print vs Web: BLDG BLG

In den Printmedien wird das Wehklagen und Zähneknirschen über das böse, böse Internet immer lauter. Open Access und Google sind böse, weil sie die armen Autoren enteignen würden. In Blogs und Foren treiben sich antiintellektuelle Digitalproleten rum, die sich anmaßen, ihre Laienmeinung gegen professionelles Auskennertum zu setzen. Bei der ZEIT wechseln sich zumindest Pro und Contra regelmäßig ab.

Dass die vielen Webverächtern a priori viel qualitätsvolleren Printmedien vor schlimmen Einschnitten und inhaltlichen Revolutionen stehen müssen, wenn es sie denn weiter geben soll, ist ganz gut. Das langweilig werdende Argument der Verfechter des Baumtötens ist keins: Nur im Print gibts Qualität, im Netz sei alles nur voll 1000x wiederholtem Gehype und Katzen.Stimmt nicht.

Ein elegantes Gegenbeispiel (von vielen) zu dieser polemischen Angstthese ist BLDG BLG. Seit 2004 stellt der Brite Geoff Manaugh, formal bescheiden in Form eines Blogger-Accounts (!), hier fantastische Texte und Bilder zu den Themen "Architectural Conjecture, Urban Speculations & Landscape Futures" zusammen. Aktuell etwa gibt es eine tolle Fotoserie zu Saddams verlassenen Palästen im Irak oder einen kurzen Text zu Bildern des Malers Charles Robert Cockerell (siehe Bildausschnitt oben!) zu sehen; in den Archiven kann man buchstäblich tagelang stöbern und findet immer wieder unglaublich Interessantes aus fünf Jahren kreativsten Bloggens, das es de facto auf diese Art in so gut wie keinem Printmedium gibt.

Appetitanreger gefällig? Die Kavernen ManhattansArchitektur in virtuellen Welten, Neuro-Tourismus und postapokalyptische Fotos von Tokyo. Etc. etc.

Außerdem sagt ja keiner, dass sich Web und Print ausschließen müssen: Ab Juni gibt es die besten Beiträge des BLDG BLG in gedruckter Form als Coffee-Table-Book zu bestellen.